Wege zu tieferem Frieden
Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Johannes 16,33 LU17
In einer Welt, die von Unruhe und Konflikten geprägt ist, suchen viele nach innerem Frieden als Gegenmittel gegen die Unsicherheiten unserer Zeit. In diesem Beitrag wollen wir den Blick auf den Frieden aus einer spirituellen Perspektive richten. Wir werden erkunden, wie wir in diesen unsicheren Zeiten unseren inneren Frieden finden können, indem wir uns an Jesus und an Gott erinnern.
Mit Christus Frieden finden
Jesus weiß, dass die Menschen in der Welt Angst haben, doch wer bei ihm bleibt, der findet Frieden. Wir sind daher aufgefordert
- inne zu halten und Gottes Gegenwart wahrzunehmen
- trotz der Angst über die Weltlage das Vertrauen in Gott zu bewahren
- die Macht des Gebets zu bedenken
Inne zu halten und Gottes Gegenwart wahrzunehmen – Ora et labora
Der erste Punkt innezuhalten und Gottes Gegenwart wahrzunehmen, erinnert mich sehr an den lateinischen Grundsatz des Benediktinerordens „Ora et labora“, was im Deutschen „Bete und arbeite“ heißt. Für unser Thema bedeutet das, dass wir das Gebet an erste Stelle setzen sollen. Morgens, bevor wir an unser Tagwerk gehen, wenden wir uns zum ersten mal an unseren himmlischen Vater und erst dann verlassen wir das Haus.
„Beten und Arbeiten“ heißt aber auch, dass wir uns nicht in unserer täglichen Arbeit verlieren oder wie es Albert Schweitzer formulierte, in einem Tätigkeitstaumel gehalten werden. Um Gottes Gegenwart wahrzunehmen, unterbrechen wir unseren Tagesablauf und halten inne.
Dann erinnern wir uns, dass er bei uns ist, dass er uns unterstützt und uns sogar trägt, wenn wir den Weg nicht mehr gehen können. Wenn wir Gott auf diese Weise vergegenwärtigen, werden wir uns entspannen und es kehrt wieder Friede in unser Herz ein. Mit einem ruhigen und frischen Geist können wir dann unsere Tätigkeit wieder aufnehmen.
Trotz der Angst über die Weltlage das Vertrauen in Gott zu bewahren
Die zweite Aufforderung, trotz der Angst über die Weltlage nicht das Vertrauen in Gott zu verlieren, mag für viele sehr schwierig erscheinen. Wie soll man in einer Welt die von anhaltendem Unfrieden, wiederkehrenden Konflikten und der fortschreitenden Klimakrise gezeichnet ist, in Gott vertrauen? Es ist mehr als verständlich, dass sich viele Menschen unsicher und von Gott verlassen fühlen, wenn ihre Existenz durch Klimakatastrophen und immer näher kommenden Konflikte bedroht wird.
Wir Menschen sehen immer nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit. Wir sehen nur das, was direkt in unserem Blickfeld ist, während uns die umfassenden Zusammenhänge oft verborgen bleiben. Doch unser Schöpfer weiß, wie sich alles ineinanderfügt, denn er hat einen Plan. Auch wenn uns dieser nicht immer offenbart wird.
In diesem Gedanken finden wir Trost, denn wir wissen, dass Gott alle Menschen liebt. Er will, dass es seinen Kindern gut geht und wir können uns sicher sein, dass es einen Ausweg für uns gibt.
Die Macht des Gebets zu bedenken
Einen konkreten Hinweis zum letzten Punkt gibt es im Markus-Evangelium, wo es heißt:
Alles, was ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteilwerden.
Markus 11,24 LU17
Diese Worte verheißen, dass wir Gott nur um etwas bitten müssen. Er wird es uns geben, wenn wir nur fest genug daran glauben. Doch in der Praxis bringt es uns herzlich wenig, wenn wir um einen Lottogewinn beten, fest daran glauben, aber noch nie im Leben einen Lottoschein ausgefüllt haben. Wir müssen auch etwas dafür tun, um Ergebnisse zu erhalten.
Anders betrachtet, kann ein Gebet auch in uns selbst etwas Bewegen und damit unser Leben positiv beeinflussen. Wenn wir uns niederknien, die Hände falten und unsere Augen schließen, ändert sich auch unsere Geisteshaltung. Wenn das nicht sofort klappt, kann man ein paarmal tief ein und aus atmen. Ein mir bekannter Priester sagte einmal in der Predigt, dass er sich oft einfach hinkniet und Gott darum bittet, Ruhe in sein Herz einkehren zu lassen. Dann wartet er in dieser Haltung, bis die Ruhe kommt.
Beten ist das Atmen der Seele. Wenn wir im Natürlichen aufhören zu Atmen, werden wir nach kurzer Zeit unruhig. Es ist ziemlich schwierig seinen Frieden zu bewahren, wenn wir keine Luft mehr bekommen. Genauso ist es auch mit unserer Seele: Wenn wir aufhören zu beten, wird unsere Seele bald ihren Frieden verlieren.
Frieden bewahren
Jeden Gottesdienst nach der Freisprache hören wir die Worte „Der Friede des Auferstandenen sei mit euch allen!“. So erhalten wir, wenn wir ihn annehmen, den Frieden Christi. Doch wir müssen ihn auch aktiv und bewusst entgegennehmen. Unsere Aufgabe als Christen ist es, diesen Frieden weiterzugeben. Wir könnten versuchen, unseren Mitmenschen von diesem Frieden zu erzählen, was eventuell dafür sorgen würde, dass wir belächelt werden.
Leben wir diesen Frieden stattdessen einfach vor. Gehen wir als ein gutes Beispiel voran und lassen den aufkommenden Unfrieden ins Leere laufen. Wenn uns jemand versucht den Tag zu vermiesen, indem er seine schlechte Laune an uns auslässt, so bleiben wir doch einfach ruhig und friedvoll. Dann bleibt demjenigen, der uns uns den Frieden rauben wollte im schlimmsten Fall nichts anderes übrig, als weiter zu ziehen und ein neues Opfer zu suchen. Im besten Fall wird er selbst friedvoll werden, weil wir den Kreislauf des Unfriedens unterbrochen haben.
Einfach friedvoll bleiben ist nicht in jeder Situation einfach. Oft werden uns die Konflikte die wir in den verschiedensten Lebenslagen erleben zu viel und wir verlieren die Fassung. Es ist schwierig sich im richtigen Moment dafür zu entscheiden, das Richtige zu tun. Oft hört man, dass das alles eine Sache der Einstellung ist. Man muss einfach seine Einstellung ändern und dann schafft man es seinen Frieden zu bewahren. Die Stoiker der Antike wandten damals schon folgende Methoden an:
Morgens bereiteten sie sich auf den Tag vor und überlegten, welche Hindernisse auf sie zukommen könnten. Welche Dingen würden ihnen heute den Frieden rauben. Wenn man sich Tag für Tag sagt, dass man sich heute nicht von seinem nervigen Kollegen aus der Ruhe bringen lässt, dann wird man das eines Tages auch schaffen.
Am Abend reflektierten die Stoiker über das, was Tags über besser hätte laufen können. Welche Dinge haben mir heute den Frieden geraubt? Was nehme ich mir vor das nächste Mal anders zu machen? Was war gut und was war schlecht?
Mit diesen Morgen- und Abendroutinen schärft man seine Achtsamkeit für die Momente in denen einem normalerweise der Frieden genommen wird. Wenn man diesen Moment rechtzeitig erkennt, hat man die Chance so zu reagieren, dass der Frieden erhalten bleibt.
Eine Antwort
[…] Gebet ist das Atmen der Seele (siehe auch Wege zu tieferem Frieden). Bei jedem Ausatmen, gibt unsere Seele etwas ab und beim Einatmen nimmt sie wieder etwas auf. […]