Die Taufe des Kämmerers
Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert’s, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.
Apostelgeschichte 8,36.38 LU17
Das Bibelwort des vergangenen Gottesdienstes beschreibt die Taufe des Kämmerers. Die Erzählung sollte jedem, der den Neuapostolischen Konfirmandenunterricht besucht hat geläufig sein. Denn schon in der zweiten Konfirmandenstunde ist die Vorbereitung einer Nacherzählung dieser Begebenheit Hausaufgabe.
Der Kämmerer aus Äthiopien war wissbegierig. Er wollt das Wort des Propheten verstehen. Gott honorierte seine Ernsthaftigkeit, indem er einen Engel zu Phillipus schickte, um ihm den Auftrag zu geben, den Kämmerer zu unterweisen.
Unterweisung
Die rechte Anleitung ist auch in Glaubensfragen wichtig. In fernöstlichen Glaubensgemeinschaften wird die mündliche Unterweisung als die reinste Form des Wissenstransfers angesehen (siehe auch Wissenstransfer – Glaubenstransfer). Durch das lesen eines Textes oder auch durch ein Videotutorial kann nicht so viel Wissen vermittelt werden, wie durch die direkte Unterweisung. Wer beantwortet offenen Fragen? Wer geht auf die Bedürfnisse des Einzelnen Individuums ein? Das kann nur ein Lehrer und Mentor während der Unterweisung.
Deshalb schickt uns unser Himmlischer Vater, damals wie heute, geistige Führer. Sie erklären uns das Evangelium, wenn uns die frohe Botschaft einmal unverständlich erscheint. Das kann jemand aus der Familie sein, ein Amtsträger oder der Sonntagschul- bzw. Konfirmandenlehrer.
Die Taufe heißt Christsein
Im Katechismus der Neuapostolischen Kirche heißt es, dass man durch die Taufe aus der Gottferne in ein erstes Näheverhältnis zu Gott kommt. Die Erbsünde des Täuflings wird abgewaschen und er wird zum Christ (siehe KNK 8.1).
Die Taufe des Kämmerers war eine Erwachsenentaufe und auch heute gibt es Menschen, die eine Taufe im Erwachsenenalter für ihre Kinder bevorzugen. Ihr Argument ist meist, dass die Kinder noch nicht verstehen, was bei der Taufe mit ihnen geschieht.
Doch die Taufe ist ein Gnadenakt Gottes. Trotz der Entscheidung der ersten Menschen, wandte sich Gott nicht von seinen Kindern ab. Er reicht uns die Hand und macht uns mit der Abwaschung der Erbsünde ein unendlich großes Geschenk. Wer will seinem Kind ein solches Geschenk vorenthalten?
Dieses Geschenk und die damit verbundene Gnade Gottes spiegelt sich auch in der Taufe des Kämmerer wieder. Die Kämmerer an einem Königshaus waren meist Eunuchen. Als solche hätten sie nach dem folgenden Bibelvers niemals Teil des Volkes Israel sein können:
Kein Entmannter oder Verschnittener soll in die Gemeinde des HERRN kommen.
5. Mose 23,2 LU17
Doch Jesus, der Messias möchte nicht, dass nur das Volk Israel errettet wird. Er möchte, dass alle Menschen errettet werden. Durch die Taufe des Kämmerers holte er ihn in seine Nähe und setzte so ein Zeichen.
Zudem heißt es an anderer Stelle:
Denn so spricht der HERR: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinem Bund festhalten, denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.
Jesaja 56,4.5 LU17
Das unterstreicht doch die Aktualität dieses Wortes. Wenn sich bereits im alten Israel eine Entwicklung von anfänglicher Exklusivität hin zu mehr Inklusion zeigte, sollten wir das in unserer modernen Gesellschaft eigentlich mit links schaffen.
Literatur
- Leitgedanken 2024/07, 21.07.2024, Zu Jesus Christus gehören, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- https://nak.org/de/kennenlernen/katechismus?chapter=8.1