Den Teufelskreis durchbrechen
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Lukas 12,32 LU17
Das Bibelwort ist aus dem Lukasevangelium entnommen und sowohl Fritz Rienecker als auch Hans Bruns sind sich in ihrer Auslegung einig, dass hier von der Herde des Guten Hirten Jesu die Rede ist (siehe Die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments übertragen und erklärt von Hans Bruns und Das Evangelium des Lukas, erklärt von Fritz Rienecker)
Von einigen wird dieser Vers als die große Ketzerei des Lukas bezeichnet, weil der Vers so ausgelegt werden kann, dass man durch Werkegerechtigkeit zum Heil kommen kann.
Aber wer diese Textstelle aufmerksam liest, stellt fest dass die kleine Herde der Jünger bereits das Reich Gottes erhielten und damit auch nicht mehr durch gute Werke gerecht werden mussten.
Stattdessen ermutigt Jesus seine Jünger, von ihrem Reichtum, den sie aus dem Reich Gottes erhielten, abzugeben und sich frei zu machen von irischen Fesseln (siehe auch Verzicht und Zufriedenheit).
Der Teufelskreis
Viele Menschen befinden sich in einem Teufelskreis. Diesen Teufelskreis gibt es sowohl auf materieller, als auch auf geistiger Ebene.
Vor allem reiche Menschen können nicht damit aufhören, immer mehr Geld zu scheffeln und vergessen dabei auf die wesentlichen Dinge im Leben zu achten, wie Gesundheit und geistiges Wachstum.
Ein Beispiel für einen Teufelskreis auf geistiger Ebene ist, wenn man einfach nicht vergeben kann. Immer wieder kommt die Erinnerung hoch und man gerät erneut in den Strudel der Gefühle, die einen daran hindern zu vergeben.
Ich muss gerade daran denken, dass der spezielle Sitzplatz in der Kirchenbank, den manche ihr eigen nennen, ein beliebtes Streitobjekt ist. Wenn dann zwei Glaubensgeschwister Anspruch auf den selben Sitzplatz stellen und keiner nachgeben will, ist das ein Teufelskreis, der gerne bis in die Lächerlichkeit getrieben wird.
Das Gebot Jesu als Lösung für den Teufelskreis
In den Leitgedanken für den vergangenen Gottesdienst wurde auf eine Variante des Doppelgebots der Liebe hingewiesen:
Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen
Lukas 6,27.28 LU17
Diese Worte fordern uns dazu auf den Teufelskreis, in dem wir uns vielleicht befinden, zu durchbrechen.
Wir sollen nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern aus Mitgefühl und Liebe handeln. Vielleicht leidet unser Nächster darunter, dass wir ihm nicht vergeben können.
Vielleicht haben wir jemanden unbewusst und ohne Absicht verletzt. Ein unbedachtes Wort oder eine vergessene Begrüßung können in manchen Glaubensgeschwistern Wut und Ärger auslösen, ohne dass wir es bemerken.
Manch einer reagiert mit heftigen Gefühlen auf Kleinigkeiten und ein anderer tut eine ungerechte Behandlung mit einem Schulterzucken ab. Es kommt auf den geistigen Entwicklungsstand des Einzelnen an und wir müssen unseren Nächsten dort abholen, wo er gerade ist.
An einer Aussprache führt kein Weg vorbei, wenn man Vergebung und Versöhnung erreichen möchte. Zu Beginn kann das schwierig sein, aber aufeinander zugehen und dem Anderen die Hand reichen kann der erste Schritt auf dem langen Weg hin zur Versöhnung sein.
Gottes Wort als Lösung für den Teufelskreis
Oft hören wir in der Predigt im Gottesdienst ein Wort, dass es uns regelrecht erschreckt. Es kommt einem so vor, als würde man direkt von Gott angesprochen und die Predigt ist in diesem Moment ein ganz persönliches Geschenk.
Als Kind war ich oft sehr zornig und ärgerte mich schnell über Kleinigkeiten. An einem Sonntagsgottesdienst handelte die Predigt vom Zorn, der Wut und dem Ärger. Der Amtsträger am Altar sagte dann ganz deutlich die Worte:
Ärgere dich nicht mehr!
Dieser Satz hatte eine heilende Wirkung auf mich. Ganz so wie Jesus zu dem Lahmen sagte, dass er aufstehen solle, war ich fortan viel ruhiger und ärgerte mich nur noch sehr selten.
Diese heilende Wirkung der Predigt kann uns aus unserem persönlichen Teufelskreis befreien und bei jedem der sich darauf einlässt, wird sich diese Wirkung entfalten.
Literatur
- Leitgedanken 2024/08, 25.08.2024, Gemeinsam leiden und getröstet werden, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- Das Evangelium des Lukas, erklärt von Fritz Rienecker, Wuppertaler Studienbibel, 1995, R. Brockhaus Verlag
- Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments übertragen und erklärt von Hans Bruns, 8. Auflage 1981, Brunnen-Verlag GmbH Giessen/Basel