Buße tun
Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen?
Psalm 130,3 LU17
Im letzten Beitrag wurden einige Artikel erwähnt, die von den Gerichten Gottes handeln. Psalm 130, aus dem der Vers des vergangenen Gottesdienstes zu Buß- und Bettag stammt, erinnert mich an die Furcht vor diesen Gerichten, die jeder Sünder verspürt. Der Psalm wird als der sechste Bußpsalm bezeichnet und ist ein Flehen um die Gnade Gottes. Der Verfasser ist sich seiner Vergehen bewusst und weiß, dass er Buße tun muss. Denn nur Gott kann ihm diese Sünden vergeben.
Von der Selbstreflexion zur Buße
Um Buße zu tun, muss man sich seiner Fehler und Schwächen bewusst sein. Dazu ist intensive Selbstreflexion nötig, denn manche Sünden sind wir uns nicht bewusst. Manchmal sind wir so in unserer Meinung über uns selbst verfestigt, dass wir in unserer Vorstellung unfehlbar sind. Ich erinnere mich noch, dass ich mich einmal furchtbar über jemanden aufregte und mir dann ein Mann die folgenden Worte sagte:
Er denkt auch, dass er alles richtig macht!
Diese Worte haben mich regelrecht erschreckt. Sie befreiten mich aus meinen Gefängnis der Wut und des Ärgernisses und zwangen mich zur Selbstreflexion. Ich erkannte, dass der, über den ich mich ärgerte vielleicht auch seine ganz eigene Sichtweise hat und aus seiner Sicht macht er alles richtig. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, weiß ich gar nicht mehr, über wen ich mich da geärgert habe und warum. Es war also eine Nichtigkeit, über die es sich nicht gelohnt hat sich aufzuregen.
Buße tun für das Kommen des HERRN
Vers 5 richtet die Aufmerksamkeit auf das kommen des HERRN. In der heutigen Zeit warten auch wir auf das Kommen Christi und bereiten uns bewusst darauf vor. Im vergangenen Gottesdienst taten wir bewusst Buße und unter Einbeziehung des Sonntagsgottesdienstes können wir das auch in Bezug auf das Kommen des Herrn tun.
Im Psalm 130 wird das Sehnen auf das Kommen des Herrn mit dem Sehnen eines Nachtwächters auf den Morgen verglichen. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie es in der Grundausbildung der Bundeswehr war, als meine gesamte Inspektion übers Wochenende Wache schieben musste. Zu Beginn der Nacht war alles noch in Ordnung und man hatte das Gefühl, die ganze Nacht durchmachen zu können. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem die Müdigkeit einsetzte. Draussen war es dunkel und still und man wünschte sich, dass die Nacht schnell vorbei gehen würde.
In unserem Glaubensleben ist es doch ähnlich. Am Anfang ist noch alles in Ordnung und wir wollen unser ganzes Leben im Hause des Herrn bleiben. Doch ich denke, dass jedes Gotteskind irgendwann an einen Punkt kommt, dass es müde im Glauben wird und Zweifel in ihm hochkommen. Sehnen wir dann nicht alle das Kommen Christi herbei?
Wie ist es bei uns?
Am Ende dieses Artikels lade ich ein, sich selbst zwei Fragen zu stellen. Die erste Frage ist, ob wir unser eigenes Verhalten genug reflektieren. Die alten Römer hatten dafür zwei ganz praktische Methoden: Abends dachten sie vor dem Schlafengehen darüber nach, welche Situationen sie des Tags über durchlebten und was sie hätten besser machen können. Am Morgen dachten sie dann vor dem Aufstehen nocheinmal an die Situationen des Vortrages und nahmen sich vor, es an diesem Tag besser zu machen.
Auch diese Praxis aus dem alten Rom ist eine Art der Buße und hilft uns dabei ein besserer Mensch und Christ zu werden.
Die zweite Frage ist, ob wir immer noch das Kommen Christi herbeisehnen. Was kommt uns als erstes in den Sinn, wenn wir uns diese Frage stellen? Denken wir daran, was wir alles noch erreichen wollen? Beruflich, Familiär oder in der Beziehung? Was ist uns das wichtigste im Leben und was treibt und an?
Literatur
- Leitgedanken Sondernummer 2024/1, Buße und Gebet, Verlag Friedrich Bischoff GmbH