Advent – Über dir geht auf der Herr

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
Jesaja 60,2.3 LU17
Das alte Kirchenjahr ist vergangen und wir starten das neue Kirchenjahr mit dem 1. Advent. Es beginnt eine Zeit der Erwartung und der Vorbereitung auf Weihnachten. Im Advent erinnern wir uns an die Verheißung, die Gott uns einst gegeben hat.
Damals im Paradies, als die ersten Menschen von der verbotenen Frucht aßen, mussten sie den Garten Eden verlassen. Doch Gott versprach ihnen im gleichen Zug, dass er jemanden senden wird, der der Schlange den Kopf zertreten wird. Damit ist nichts anderes gemeint, als dass Gott jemanden schickt, der dem Widersacher die Stirn bieten wird.
Wir glauben daran, dass Jesus wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist. Er kommt wieder um allen Menschen Heil anzubieten.
Finsternis – damals und heute
In unserem Textwort bezieht sich Jesaja auf die Heimkehr Israels aus dem babylonischen Exil. Die Israeliten hatten eine lange Zeit voller Finsternis und Unterdrückung hinter sich. Sie mussten in der Gottferne leben, fernab vom heiligen Land ihrer Väter, das ihnen von Gott gegeben war. Das Volk sehnte sich nach der Heimat, nach seinem Herrn und nach neuer Orientierung.
Auch heute kennen wir dunkle Zeiten. Heute leben wir natürlich nicht in einem Exil wie die Israeliten damals, aber auch wir erleben Finsternis. Heute noch spüren wir die Nachwirkungen der Corona-Jahre. Unser Gotteshaus ist eine Baustelle und wir müssen in dieser Zeit gewissen Kompromisse eingehen. Die Wochentagsgottesdienste finden aufgrund der Bauarbeiten in der Nachbargemeinde statt und vielen Gemeindemitgliedern ist es einfach nicht möglich diese Strecke zu bewältigen.
Ganz zu schweigen von den stillen Kämpfen, die ein jeder für sich und das ganz alleine führt. All das sind moderne Erfahrungen mit der Finsternis.
Der Bibelvers aus dem Jesaja soll uns aber keine Angst machen, sondern Hoffnung schenken. Gott sieht, dass seine Kinder in der Finsternis wandeln, doch er sieht auch den Weg ins Licht. Wir müssen nur auf ihn vertrauen und ihm auf dem schmalen Weg nachfolgen.
Advent – Gottes Licht führt uns
In einem Gottesdienst beschrieb der Dienstleiter das Licht Gottes als den Lichtkegel der Liebe Gottes. Dieser Lichtkegel erhellt den Weg, den wir gehen sollen. Wir kennen es aus dem Natürlichen, wenn wir aus einem hellen Raum in die Dunkelheit hinausgehen. Dann sehen wir auf einmal nichts und sind quasi blind. Wir wissen nicht, was vor uns liegt und es besteht die Gefahr zu stolpern oder vielleicht sogar schlimmeres.
Im Textwort heißt es: „Über dir geht auf der Herr.“ Damit ist gemeint, dass wir unseren Weg nicht alleine finden müssen. Die Dunkelheit, die wir jetzt vielleicht durchleben müssen dauert nicht ewig an. Die Verheißung Gottes ist uns gewiss und wenn wir Gott, sein Licht und seine Botschaft in unser Leben und in unsere Herzen lassen, dann können wir heute schon einen Vorgeschmack auf die Herrlichkeit Gottes erleben.
Jesus selbst sagt von sich: „Ich bin das Licht der Welt.“ Wann immer wir Jesus in unser Leben lassen, erleben wir einen Advent. Er führt uns mit dem Licht des Evangeliums aus der Finsternis heraus. Er gibt uns neue Hoffnung und er gibt uns neue Kraft.
Advent – Mache dich auf
Mache dich auf.
Diese Worte stehen im ersten Vers vor unserem Textwort. Diese Worte fordern auf, uns in Bewegung zu setzen, nicht still zu sitzen, einfach irgendetwas tun.
Ich muss dabei an eine alte Geschichte denken, als ein junger Mann um eine Lebenspartnerin bat. Er hatte seine genauen Vorstellungen. Sie sollte schlank sein, blonde Haare und blaue Augen haben. Er betete immer wieder dafür, dass er endlich seine Traumfrau finden würde. Doch etwas dafür zu tun, fiel ihm nicht ein. Er blieb untätig, saß zu Hause und wartete. Aufgrund dieser Untätigkeit fand er auch keine Lebenspartnerin.
Die Worte „Mache dich auf.“ und unser Jahresmotto „Es ist Zeit Gutes zutun.“ passen so wunderbar zusammen. Sie ergänzen sich zu dem folgenden Aufruf:
Mache dich auf und tue Gutes!
Gerade jetzt, wenn die Zeiten vielleicht schwierig erscheinen. Gerade jetzt, wo wir gezwungen sind auf einer Baustelle Gemeinschaft zu pflegen. Gerade jetzt, wenn wir spüren, dass etwas fehlt.
Doch Gott fordert uns nicht nur auf, etwas zu tun. Er lässt auch sein Licht in unser Leben scheinen. Durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes inspiriert er uns zu neuen Ideen. Aus der Gemeinschaft mit ihm schöpfen wir neuen Mut und neue Hoffnung. Er weckt neue Gaben in unserer Gemeinde. Erst kürzlich wurden drei neue Gemeindehelfer offiziell bestätigt. Drei junge Menschen, die Verantwortung übernehmen und die das Licht Gottes weitertragen möchten.
Aufbruch aus dem Exil – Zurück zu Gott
Der Prophet Jesaja beschreibt die Zeit vom Aufbruch aus dem Exil. Der Begriff Exil ist nicht nur im geografischen Sinne zu verstehen. Wir sprechen immer wieder über die Gottferne, die auch eine Art des selbst gewählten Exils ist. In dieses selbst gewählte Exil gelangen wir durch Unglaube und wenn wir in Sünde leben. Wir wissen, welch unglaublich großes Opfer Jesus für uns gebracht hat, um uns die Möglichkeit zur Vergebung unserer Sünden und zu unserem Heil zu schaffen. Auch wer diese von Gott geschenkte Möglichkeit nicht nutzt, wählt sein Exil in der Gottferne. Exil bedeutet Gleichgültigkeit gegenüber dem Werk Gottes und unserem Nächsten. Gottferne ist ein Leben ohne Jesus.
Dunkelheit ist nicht nur das, was uns zustößt. Dunkelheit kann auch selbst gewählt sein. Aber Advent heißt doch auch, dass Gott uns aus der Dunkelheit und der Gottferne zurück holen möchte. Sein Rufen reicht bis zu uns, egal in welchen Verhältnissen wir gerade sind.
Erst im letzten Gottesdienst für Entschlafene hieß es:
Komm heraus, sieh nicht zurück und folge nach!
Liebes Gotteskind, komm heraus aus deiner Kummerhöhle. Komm in die Kirche zu deiner Gemeinde, wo du Trost und Gemeinschaft mit Glaubensschwestern uns Glaubensbrüdern haben kannat. Komm in die Kirche, wo du Gemeinschaft mit Jesus Christus im Heiligen Abendmahl feiern kannst. Komm zurück in die Gemeinde, die dich trägt und die dich stärkt. Komm zurück nach Hause, egal wie lange zu vielleicht fort gewesen bist. Die Gemeinde wird dich liebevoll aufnehmen.
Advent – Lichtträger sein
Immer wieder hat Gott in der Geschichte sein Licht geschenkt. Am Anfang schuf er das natürlich Licht, indem er die berühmten Worte „Es werde Licht!“ sagte. Er schuf die Sonne, ohne die wir nicht leben können, den Mond und die Sterne.
Mit Jesus Christus schenkte er uns das göttliche Licht und mit den heute lebenden Aposteln berief er die schließlich Lichtträger. Ihre Aufgabe ist es, das Licht des Evangeliums in die Welt zu tragen. Dies tun sie nicht alleine. Sie geben die Fackel des Lichtes weiter an die Amtsträger und die Amtsträger tragen dieses Licht weiter in die Gemeinden. Von dort aus verbreitet sich das Licht des Evangeliums weiter. Denn Lichtträger sind nicht nur Apostel und Amtsträger, sondern ein jeder Christ, der die Botschaft Jesu Christi in seinem Herzen trägt.
Aber Lichtträger sein bedeutet nicht nur das Evangelium als Botschaft weiter zu geben. Es bedeutet vielmehr ein Vorbild zu sein und das Evangelium in Wort und Tat weiter zu tragen. Es bedeutet
- Hoffnung in Aussichtslose Situationen zu bringen
- Versöhnung zu stiften
- Vergebung, auch wenn es uns schwer fällt
- ein Gutes Wort sprechen, wenn es kein anderer tut
- Helfer in der Not sein
- Beten für jene die ihre Kraft verloren haben
- Christus die Treue halten
Manchmal denken wir vielleicht, dass die Aufgaben eines Lichtträgers zu schwierig sind. Vielleicht denken wir, dass unser Licht nicht hell genug ist, um etwas zu bewirken. Doch Jesus selbst sagte, dass wir unser Licht leuchten lassen sollen, damit die Menschen unsere Guten Werke sehen.
Auch wenn wir es vielleicht nicht denken, die Leute sehen, wenn wir uns nicht so verhalten, wie es üblich ist. Wenn wir uns aufmachen, um Gutes zu tun.
Adventshoffung
Advent ist aber nicht nur die Erinnerung an Jesu Geburt. Advent ist auch die Vorfreude auf seine Wiederkunft, die unser Glaubensziel ist. Stammapostel Richard Fehr sagte einmal in einem Gottesdienst: Bald wird die Herrlichkeit des Herrn endgültig aufgehen. Dann wird Christus als der Bräutigam kommen und uns als seine Brautgemeinde zu sich holen. Dann wird jede Dunkelheit verschwunden sein. Dann werden wir in eine hell erleuchteten Hochzeitssaal mit ihm die Hochzeit des Lammes feiern.
Literatur
- Leitgedanken 2025/11, 29.11.2025, „Über dir geht auf der Herr“, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
