Buße – Aber wie?

Buß und Bettag - Zachäus und Jesus - Playground.ai
Zachäus auf dem Baum hört Jesus zu - generiert Playground.ai

Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.

Lukas 19,7.8 LU17

Was ist Buße? Das Wort Büßen kommt ursprünglich aus dem deutschen Wortstamm „bessern“. Heute beschäftige ich mich damit, wie wir es schaffen können, unseren Standpunkt zu reflektieren und umzudenken, damit wir einerseits um Vergebung bitten, andererseits aber auch vergeben können.

Im Kontext des Bibeltextes geht es um Zachäus den Zöllner. Zachäus war ein Mann, der den Menschen mehr abnahm, als ihm zustand. Es betrog und bestahl seine Mitmenschen. Dennoch war er in der Menschenmenge um Jesus reden zu hören. Er stieg sogar auf einen Baum um ihn besser sehen zu können. Das bemerkte der Herr Jesus und sagte ihm zu, bei ihm einzukehren.

Viele der Menschen hatten sich damals schon ihr Urteil über Zachäus gebildet. Für sie war er nur ein Dieb und Betrüger. Doch Jesus sah in ihm das Potential zur Besserung. Er kehrte bei ihm ein, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Jesus veränderte etwas an der Einstellung in Zachäus, dass er allen, denen er zu viel abgenommen hatte, das vierfache zurückzahlte. Er bereute seine Taten, tat Buße und machte seine Fehler wieder gut.

Jesus will bei uns einkehren

Weil er alle Menschen liebt, will Jesus auch bei uns einkehren. Im Beispiel von dem Zöllner besuchte er ihn noch persönlich und in seinem menschlichen Leib. Heute dagegen sendet er Apostel und die Priester um uns zu besuchen. Er sagte damals schon den Aposteln die folgenden Worte:

Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Matthäus 10,40 LU17

Die christlichen Geistlichen sind von Jesus gesandt. Durch sie will er bei uns einkehren, egal ob wir Sünder sind oder ob wir Gerechte sind. Auch wenn wir uns einmal nicht an die Gebote halten, kehrt er bei uns ein, ohne uns Vorwürfe zu machen. Natürlich sind die Apostel und Priester alles unvollkommene Menschen, weshalb es auch vorkommen kann, dass der Mensch hinter dem Amt uns in seinem Mitteilungsbedürfnis unsere Sünden vorwirft. Doch das kommt nicht von Jesus, denn Vorwürfe zu machen steht nicht in Einklang mit dem Evangelium.

Denken wir doch an die Ehebrecherin. Er sagte nicht, dass ihre Strafe gerechtfertigt sei. Stattdessen half er ihr aus dieser scheinbar ausweglosen Situation und sagt zu ihr nur die folgenden Worte:

So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.

aus Johannes 8,11 LU17

Wenn Jesus dann an unsere Tür klopft, dann nehmen wir ihn auf, so wie es Abraham die drei Männern aufnahm. Er erkannte die drei als Gesandte des Herrn. Er bewirtete sie und tat alles dafür, dass es ihnen gut ging. Wie alte Freunde empfing Abraham diese drei Männer. Dafür wurde ihm trotz seines hohen Alters ein Sohn verheißen und diese Verheißung erfüllte sich in der versprochenen Zeit.

Aber hat Jesus überhaupt Platz in unserem Leben? Geben wir ihm genug Raum, dass er uns überhaupt besuchen kann? Es reicht nicht, sich nur am Sonntagmorgen mit dem Evangelium zu beschäftigen. Die frohe Botschaft muss ein Teil unseres Lebens sein.

Durch Jesus erhält unser Leben eine neue Richtung

Wenn Jesus bei uns einkehrt, dann unterweist er uns im Evangelium. Wir lernen das Evangelium kennen und er hilft uns dabei es zu verstehen. Seine Gesandten sollen in seinem Namen das Evangelium im Gottesdienst verkünden und in Hausbesuchen bei persönlichen Glaubenskrisen oder -problemen helfen. Sie lehren auch unseren Kinder im Kinderunterricht das Evangelium von klein auf und führen diesen Unterricht vor der Konfirmation im Konfirmandenunterricht fort.

Wenn wir uns wahrhaftig mit dem Evangelium beschäftigen und es wirklich verstehen, ändert sich unsere Einstellung gegenüber uns selbst und denen die uns Leid angetan haben.

Erkennen, das wir Sünder sind

Um unsere Einstellung gegenüber anderen zu ändern, müssen wir unsere Überheblichkeit überwinden. Wir sind nicht besser als die anderen, nur weil sie uns vor Jahren Leid zugefügt haben. Hier gilt es die Unversöhnlichkeit zu überwinden und zu sagen: „Ja, ich vergebe dir. Komm lass uns miteinander versöhnen.“ Wir müssen von unserem hohen Ross herabsteigen, wie Zachäus von seinem Baum und auf den Nächsten zugehen. Unseren Stolz überwinden und unseren Nächsten um Verzeihung bitten.

Nur wir haben die Macht etwas zu verändern. Darauf zu warten, dass der Andere sich ändert und auf uns zukommt ist schon eine Art von Überheblichkeit. Statt zu sagen: „Bruder oder Schwester soll den ersten Schritt machen!“, müssen wir selbst die Initiative ergreifen und in Versöhnung auf Bruder oder Schwester zugehen.

Auch gilt es unsere eigenen Mängel zu erkennen. Dazu müssen wir uns selbst überprüfen, was wir mit Hilfe der Predigt im Gottesdienst tun können. Wie oft hören wir, dass die Predigt wie Spiegel ist. Alles was wir hören, können wir dazu nutzen uns selbst zu überprüfen:

  • Sind uns die Gottesdienste noch wichtig?
  • Warten wir noch auf Glaubenserlebnisse?
  • Versuchen wir Jesus immer ähnlicher zu werden?
  • Behandeln wir unseren Nächsten immer anständig?

All diese Fragen können wir uns selbst beantworten, wenn wir die Gottesdienste besuchen und bewusst der Predigt zuhören. Aber auch, wenn wir uns mit der heiligen Schrift und dem Evangelium beschäftigen.

Buße und Wiedergutmachung

Bevor man Wiedergutmachung leisten oder Buße tun kann, muss erst der Wille dazu da sein. Dieser Wille entspringt der Reue, die wir empfinden, wenn uns das was geschehen ist leid tut. Diese Reue ist ein Produkt unserer Selbstreflektion, zu der ich im vorigen Abschnitt aufgerufen habe.

Wenn wir uns dann endlich überwinden, auf Bruder oder Schwester zugehen und uns entschuldigen, ist das Gefühl der Reue oft immer noch da. Es bleibt im Hinterkopf und wir haben das Bedürfnis noch mehr als Wiedergutmachung zu tun.

Doch wie stellen wir das an? In manchen Fällen ist es eindeutig, was zu tun ist. Zachäus brach das siebte Gebot und als Wiedergutmachung gab er allen Betrogenen das vierfache zurück.

Wie ist es aber, wenn wir jemanden schlecht behandeln, wenn wir jemanden beleidigen oder auf andere Weise kränken. Wie können wir das wieder gut machen?

Bei Menschen, die uns nahe stehen, ist es einfach. Bei ihnen wissen wir, was ihnen eine Freude bereitet. Wir können sie dann als Wiedergutmachung einfach überraschen. Was das angeht, können wir unserer Kreativität freien Lauf lassen.

Bei Menschen, die wir nicht gut kennen, ist es schwierig. Wir könnten sie einfach fragen, was wir tun können um Wiedergutmachung zu leisten. Doch es kommt nicht selten vor, dass derjenige bei dem wir uns entschuldigt haben keine Wiedergutmachung als Buße von uns verlangt. Dann ist der Geschädigte an der Reihe die Wiedergutmachung anzunehmen, obwohl er keine braucht.

Das ist die Macht, die ich weiter oben beschrieben habe. Wir haben viel mehr Macht, als wir denken. Die Macht anderen zu helfen. Wenn wir mit so einer kleinen Geste unserem Nächsten dabei helfen können sein Reuegefühl loszuwerden, dann sollten wir unsere Macht nutzen. Sagen wir ihm doch einfach, was uns eine Freude bereiten würde.

Ein noch größeres Problem tut sich auf, wenn wir ungelöste Konflikt mit Verstorbenen haben. Dann können wir nicht mehr fragen: was kann ich tun, um es wieder gut zu machen? Doch auch für dieses Problem gibt es eine Lösung: Wir können den lieben Gott darum bitten, das er uns vergibt und das er die entschlafene Seele bewegt, sodass sie uns vergeben kann.

Buße – Reue, Umkehr, Wiedergutmachung

Buße, Reue, Umkehr und Wiedergutmachung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Geschichte von Zachäus lehrt uns, dass die Bereitschaft zur Umkehr und Wiedergutmachung nicht nur Selbstreflexion erfordert, sondern auch konkretes Handeln. Ähnlich wie Zachäus, der seine Fehler erkannte und aktiv Schritte unternahm, um sein Unrecht gutzumachen, stehen auch wir vor der Aufgabe, uns selbst zu hinterfragen und, wenn nötig, Wiedergutmachung zu leisten. In dieser Hinsicht erinnert uns der Buß- und Bettag daran, dass wahre Veränderung nicht nur im Herzen, sondern auch in unseren Taten stattfindet. Lasst uns also nicht nur über Reue sprechen, sondern sie in unserem täglichen Handeln konkret werden lassen, um echte Versöhnung und einen Neuanfang zu ermöglichen.

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