Altes und Neues
Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
Matthäus 13,52 LU17
Unser Bibelvers steht mit dem Vers 51 am Ende der Gleichnisse im Matthäusevangelium. In der Lutherbibel stehen die beiden Verse ganz unscheinbar am Ende des Gleichnisses vom Fischnetz. In anderen Übersetzungen wird diesen beiden Versen oft ein eigenes Kapitel gewidmet. Das zeigt die Wichtigkeit dieser wenigen Worte.
Altes und Neues – Kein Dienst nach Vorschrift
Das Alte bleibt immer gleich und es dient uns als Grundlage unseres Glaubens. Darunter sind vor allem die in der Heilige Schrift enthaltenen Bücher. Diese Schriften werden sich nicht verändern und Jesus selbst hat einmal folgende Worte gesagt:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.
Matthäus 5,17.18 LU17
Jesus hat damit Altes und Neues zu etwas Großem vereint. Er zeigte immer wieder, dass man sich nicht nur Streng an Regeln und Gesetze halten soll. Wer nur Dienst nach Vorschrift leistet, der lebt das Evangelium nicht.
Natürlich geben uns die Gebote und die Glaubensartikel einen Rahmen vor, aber Jesus selbst hat uns für unseren Glauben und unsere Entwicklung die wichtigste Vorschrift an die Hand gegeben:
Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.
Wir sollten uns immer fragen, ob wir lieber Streng nach einer Regel handeln oder ob wir uns stattdessen nach dem Doppelgebot der Liebe ausrichten wollen.
Neue Schriftgelehrte
Hans Bruns schreibt in seiner Bibelerklärung davon, dass Jesus sich darüber freut, neue Schriftgelehrte heranzubilden. Damals waren diese neuen Schriftgelehrten die Apostel und sie lernten die Schriften und deren richtige Auslegung durch Jesus selbst.
Heute haben wir die vielen ehrenamtlichen Amtsträger. Sie sind unsere neuen Schriftgelehrten. Die heute lebenden Apostel erarbeiten die Auslegung unter Anleitung des Heiligen Geistes. Sie geben den priesterlichen Ämtern die Botschaft weiter, die dann während der Gottesdienste verkündet wird.
Es ist wichtig, dass sich auch die Amtsträger mit der Botschaft beschäftigen und sie in ihrem Herzen bewegen, denn schließlich sind sie dafür verantwortlich, dass die Botschaft von allen verstanden wird.
Altes und Neues in Einklang bringen
Die alten Schriften werden immer ihre Gültigkeit behalten, soviel ist klar. Glaube jedoch muss etwas lebendiges sein. Er muss das Evangelium immer wieder neu verstehen. Deshalb ist eine der wichtigsten Aufgaben der Apostel die rechte Auslegung der Heiligen Schrift.
Bei der Auslegung gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die dem aktuellen Entwicklungsstand der Menschheit entsprechen. Es ist eine Herausforderung Altes und Neues in Einklang zu bringen und dabei gleichzeitig das Evangelium in seiner Reinheit zu bewahren. Eine wahrhaft große Verantwortung.
Literatur
- Leitgedanken 2024/05, 01./02.05.2024 Das Gesetz Christi annehmen, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments übertragen und erklärt von Hans Bruns, 8. Auflage 1981, Brunnen-Verlag GmbH Giessen/Basel