Bereit sein für die Wiederkunft Christi
Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben. Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben.
Matthäus 24,40.41 LU17
Der Chor sang zu Beginn des Gottesdienstes das Lied „Auf meinem Herzensacker“. Darauf ging der Dienstleiter mit den folgenden Gedanken ein:
In der Natur gibt es Samen, die haben eine immense Kraft und sie wachsen dort, wo man es kaum für möglich hält. Bei einer Wanderung in den Bergen begegnet man oft Pflanzen, die sogar auf blankem Fels wurzeln.
Der Liebe Gott möchte einen solchen Samen in unseren Herzensacker einpflanzen. Dieser Same ist sein Wort, das Evangelium, die frohe Botschaft. Wie der Same, der auf Felsen wächst, hat auch die Verheißung Gottes eine immense Kraft.
Er schlägt selbst auf unwirtlichem Herzensgrund Wurzeln. Allerdings haben wir, im Gegensatz zu dem Fels, einen freien Willen und müssen den Samen wohlwollend annehmen. Wer sich dann auch um das zarte Pflänzlein kümmert, das aus Gottes Samen erwächst, wird irgendwann die Früchte davon ernten können.
Was bedeutet es sich bereit zu machen?
Das Bibelwort zeigt uns was es heißt, bereit zu sein und was passiert, wenn wir es nicht sind. Wer bereit ist und den Herrn erwartet, der wird angenommen. Wer es nicht ist, wird preisgegeben.
Im Verlauf des vergangenen Gottesdienstes gaben uns die Amtsträger einige Beispiele für die Vorbereitung auf natürliche Ereignisse:
Der Sportler und der Wettkampf
Ein Priester sprach von einem Sportler, der sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Hochleistungssportler halten während der Vorbereitung auf einen Wettkampf eine strikte Diät oder fasten gar. Sie achten darauf, nur Nahrungsmittel aufzunehmen, die den Körper stärken und meiden Nahrung, die den Körper schwächt oder ihm schadet.
Unsere Seele nimmt ihre Nahrung über unsere Kommunikation auf. Alles was wir sagen oder auch nicht sagen ist Nahrung für die Seele. Jegliche Eindrücke, die wir im Verlauf des Tages erhalten, werden von unserer Seele verarbeitet (siehe auch Liebevolles Sprechen).
Wie sieht der aktuelle Diätplan für unsere Seele aus? Stehen vorwiegend stärkende Nahrungsmittel auf der Liste oder gibt es mehr Schwächendes, das uns vielleicht sogar lähmt?
Der Umzug ins neue Leben leicht gemacht
Der Dienstleiter verglich die Vorbereitung mit einem Umzug. Er erzählte, dass er schon bei einem Umzug mit half, wo erst noch das Bad gefliest werden musste. So soll es natürlich nicht sein. Wer sich richtig auf einen Umzug vorbereiten, der packt alles ordentlich in Kartons und wertvolle Dinge werden besonders – oft mit Zeitungspapier – geschützt. Vielleicht sortiert man Dinge aus, die man nicht mehr braucht, für die kein Platz in der neuen Wohnung sein wird oder die uns in der Zukunft nur behindern würden.
Wir können unsere Seele nach dem selben Prinzip auf die Wiederkunft Christi vorbereiten. Wir müssen uns für den Umzug bereit machen, so dass wir nicht erst alles zusammensuchen müssen. Wer während der Wiederkunft Christi erst noch alles zusammen sucht oder sogar Reparaturen durchführen will, an dem wird Jesus vorübergehen.
Sorgen wir also dafür, dass wir vorher vergeben und uns mit unserem Nächsten versöhnen. Sorgen wir dafür, dass wir alles eingepackt haben und uns nichts fehlt. Haben wir genug Glauben? Ist genug Liebe in unseren Herzen? Stehen wir noch in der Erwartung? Alles Fragen, die wir uns stellen sollten.
Ora et labora – Bereit sein trotz Tätigkeitstaumel
Während der Vorbereitung musste ich an ein bekanntes Zitat von Albert Schweitzer denken:
Der moderne Mensch wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten, damit er nicht zum Nachdenken über den Sinn seines Lebens und der Welt kommt.
Albert Schweitzer
Es gibt so viele Ablenkungen in unserem modernen, mit Technik erfüllten Leben. Beginnend mit einfachem Radio, über Fernsehen, bis hin zu Social Media, werden wir ständig von neuen Nachrichten und wichtigen Informationen im Bann gehalten. Kann man bereit für die Wiederkunft des Herrn sein, wenn man ohne Unterlass nur mit weltlichen Dingen beschäftigt ist?
Die Antwort liegt im Motto des Benediktinerordens „Ora et labora“. Diese beiden Elemente sollen die Grundlage des alltäglichen Lebens bilden. So wie dieser Grundsatz ein Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung schaffen kann, hilft er auch dabei, eine Balance zwischen Zerstreuung und Sammlung hervorzubringen.
Sowohl denen, die ständig nur arbeiten, als auch denen, die sich zu sehr von den Medien ablenken lassen, können regelmäßige Unterbrechungen helfen. In diesen bewussten Pausen können diese Menschen sich wieder sammeln und ins Zwiesprache mit Gott treten. Gebet hilft uns dabei unseren Glauben zu stärken und das Vertrauen in Gott zu festigen. Es schenkt uns Gewissheit und Geborgenheit in Gott.
Literatur
- Leitgedanken 2024/11, 10.11.2024, Wiederkunft Christi, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- https://abtei-kornelimuenster.de/spirituelles/2012-09-06-14-19-21/grundzuege/ora-et-labora-bete-und-arbeite.html
- Katechismus der Neuapostolischen Kirche in Fragen und Antworten; Frage 728 – Welche Wirkung hat das Gebet