Das Reich Gottes

Reich Gottes - Die goldene Himmelsstadt
Die goldene Himmelsstadt als bekanntes Symbol für das Reich Gottes - visualisiert von Bing Image Creator - editiert mit Pocket Paint

Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Matthäus 10,7 LU17

Dieses Bibelwort verwendete Apostel Arne Herrmann am 16.10.2024 in Aspach und ist eine klar Aufforderung Jesu an seine Jünger, vom Himmelreich zu predigen. Die jüdische Erwartung an das Reich Gottes war, dass es irdisch wiederhergestellt wird und Gerechtigkeit und Frieden durch einen von Gott gesandten König bringen wird. Jesus verkündete, dass dieses Reich nun gekommen ist, jedoch nicht als weltliche Macht, sondern als geistliches Königreich. Seine Wunder und seine Lehre bestätigten seine göttliche Autorität, doch viele erkannten dies nicht.

Das gegenwärtige Reich Gottes – Eine Aufgabe, kein Ort

Das Reich Gottes ist kein geografischer Ort, sondern eine Aufgabe. Wo Menschen Jesus nachfolgen, ist sein Reich gegenwärtig. Die Kirche hat die Aufgabe, das Reich Gottes auf Erden sichtbar zu machen, und jeder Christ ist berufen, diese Aufgabe persönlich umzusetzen.

Das Reich Gottes – für Menschen eine Utopie

Die Menschheit hat bereits Unglaubliches erreicht. Wir haben uns das Feuer und den Dampf zunutze gemacht und sogar Blitze gezähmt. Wir fahren schneller und fliegen höher als jemals zuvor, Informationen stehen uns per Knopfdruck zur Verfügung und vieles mehr.

Dennoch gibt es so Manches, das wir einfach noch nicht geschafft haben. Erich Fromm schreibt in einigen seiner Bücher (vgl. z.B. Fromm, E., Funk, R. (2011). Haben oder Sein: die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Deutschland: Dt. Taschenbuch-Verlag) von einer utopischen Gesellschaft, die mich an das Reich Gottes erinnert. Es gibt keine Kriege und keine Ungerechtigkeit mehr. Jeder hat Nahrung und Obdach. Alle Menschen können sich frei entfalten und es herrscht Liebe und einträchtige Harmonie unter den Menschen. Doch er schreibt auch, dass wir Menschen einfach noch nicht wissen, wie man ein solches Utopia, oder in unserem Kontext, ein Reich Gottes errichtet, genauso wie die Menschen damals nicht wussten, wie man Flugzeuge baut.

Vielleicht müssen wir uns einfach nur anders verhalten, als es die meisten tun, um etwas zu verändern:

In Zeiten, in denen Niedergangskräfte dominieren, kommt es auf den ganzen Menschen an, auf den Entschluss, nicht mit dem Strom und nicht gegen den Strom zu schwimmen, sondern Neuland zu schaffen in sich selbst und in seinem Wirkungskreis.

Rudolf Steiner, gefunden auf centro anthroposofico)

Das Reich Gottes – Mitten unter uns

Jesus sagte, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist. Es ist nicht vollständig sichtbar, sondern etwas, das durch unser Handeln sichtbar wird. Wir sind alle dazu aufgerufen, Botschafter dieses Reiches zu sein – in der Familie, der Gemeinde und im persönlichen Umfeld. Dabei stehen uns das Wort, die Sakramente und die Gemeinschaft als Unterstützung zur Seite.

Sprach formt unsere Wirklichkeit

Gott schuf uns nach seinem Bilde und so haben auch wir schöpferischer Kräfte von ihm erhalten. Er sprach es werde und es ward (vgl. 1. Mose 1,3). Auch wir sind in dazu in der Lage, unsere Wirklichkeit, durch unsere Art der Kommunikation, zu verändern.

Vor kurzem sah ich mir den Science Fiction Film Arrival von Denis Villeneuves an. Der Film handelt von der Ankunft von Außerirdischen auf der Erde. Die Besucher wollen den Menschen ihre Sprache zu lehren und wer diese Sprache versteht, kann aus dem linearen Ablauf der Zeit entrinnen. Er erkennt, dass die Zeit nicht nur vorwärts verläuft, sondern dass man mit seinem Geist an jeden beliebigen Zeitpunkt reisen kann. In dem Film kann jeder, der die außerirdische Sprache versteht, in die Zukunft sehen.

Dieser Film zeigt auf atemberaubende Art und Weise, wie Sprache unser Wirklichkeit formt und tatsächlich trage wir eine große Verantwortung für die Art und den Inhalt der Kommunikation mit unseren Nächsten.

Die Gemeinde – ein Ort der Geborgenheit?

Im vergangenen Gottesdienst sprach der Dienstleiter von Tagen, an denen der ein oder andere so voll beladen ist, dass er einfach seine Ruhe braucht. Diesen einen Gottesdienst lasse ich heute einfach aus, um zu Ruhe zu kommen.

Aber schafft so ein Gottesdienst nicht genau die Atmosphäre, um sich von allem Irdischen abzuschotten? Ist so ein Gottesdienst nicht eine Zeit, in der wir Ruhe finden und neue Kraft schöpfen können?

Das kommt, finde ich, auf die Gemeinde an. Jeder kann sich jetzt selbst fragen, ob er zu einer Atmosphäre der Ruhe, des Friedens und der Geborgenheit in seinem Umfeld beiträgt. Natürlich lassen sich hier und da Uneinigkeit oder Streit nicht vermeiden. Dennoch sollten wir uns stets bemühen, diese oftmals nichtigen Kleinigkeiten aus der Welt zu schaffen.

Liebevolle Kommunikation

Ich finde den Gedanken schön, dass wir durch die Art, wie wir miteinander Umgehen und sprechen, eine andere Wirklichkeit schaffen können. Wenn wir es schaffen, trotz unserer Meinungsverschiedenheiten liebe- und respektvoll miteinander umzugehen, dann können wir trotz dieser Konflikte gut miteinander auskommen.

Denken wir einfach an die goldene Regel und das Doppelgebot der Liebe. Das sind eigentlich ganz einfach zu befolgende Regeln, doch manchmal hilft es die Gedanken hinter diesen einfachen Regeln zu konkretisieren, wie es z.B. Tich Nhat Hanh in seinem Buch Achtsam Sprechen – Achtsam zuhören getan hat (vgl. Liebevolles Sprechen). Auch in der Heiligen Schrift gibt es zahlreiche Beispiele, wie Jesus kommuniziert. So hat er zum Beispiel das Leben der Ehebrecherin gerettet, ohne auch nur ein Wort direkt an die Menge zu richten.

Wir wissen nicht, was Jesus bei dieser Begebenheit in den Sand geschrieben hat und oft wissen wir auch nicht, was wir zu unserem Nächsten sagen sollen. Ich glaub aber, dass wir nicht nur im Gebet auf den heiligen Geist vertrauen können, sondern auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation (vgl. Lukas 12,11-12, Johannes 14,26).


Literatur

  • Gottesdienst in Aspach am 16.10.2024 mit Matthäus 10,7
  • Fromm, E., Funk, R. (2011). Haben oder Sein: die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Deutschland: Dt. Taschenbuch-Verlag
  • achtsam sprechen – achtsam zuhören: Die Kunst der bewussten Kommunikation. (2014). Deutschland: O.W. Barth eBook.

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