Erscheinung des Herrn
Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Matthäus 2,10.11 LU17
Der Dienstleiter wies im vergangenen Gottesdienst darauf hin, dass die Erzählung der Weisen im Matthäus-Evangelium und die Begebenheit der Hirten im Lukas-Evangelium kaum Parallelen aufweisen. Seine Erklärung war, dass sich Gott jedem auf eine ganz persönlich Weise zuwendet. Den Weisen, die fähig waren, die Sterne zu deuten, lies Gott einen Stern aufgehen. Der Stern als Zeichen für die Erscheinung des Messias, war genau auf diese Gelehrten zugeschnitten.
Die Hirten auf dem Felde hätten den Stern auch sehen können. Sie hatten jedoch nie gelernt, den Himmel nach neuen Sternen abzusuchen. Deshalb musste Gott ihnen ein klares und deutliches Zeichen senden, dass sie erkennen konnten. Gott schickt jedem das Zeichen, das er in seinem Entwicklungsstand auch erkennen kann.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum die beiden Begebenheiten kaum Parallelen aufweist. Die Erzählungen von der Erscheinung des Herrn geschahen zeitlich versetzt zueinander. In der Lutherbibel steht dazu eine eindeutige Zeitangabe, die im folgenden Vers enthalten ist:
Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knaben in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
Matthäus 2,16 LU17
Hier ist von zwei Jahren und darunter die Rede. In der Wuppertaler Studienbibel benennt Fritz Rienecker einen Zeitraum von einem bis zwei Jahren nach Jesu Geburt, in der Christus von den Weisen aus dem Morgenland aufgesucht wurde.
An dieser Stelle will ich noch einige wenige Fakten erklären, die sonst zu Verwirrung führen können:
- Kaiser Augustus: Er wird im Lukas-Evangelium im ersten Vers erwähnt. Er herrschte über das gesamte römische Reich
- Quirinius, Statthalter in Syrien: Er wird zusätzlich im Lukas-Evangelium genannt. In der Lutherübersetzung fand die Volkszählung von Kaiser Augustus zu seiner Amtszeit statt. Seine Erwähnung dient also nur der Bestimmung der Zeit. Die römische Provinz Syrien war übrigens ca. 200 km von Betlehem entfernt.
- König Herodes: Von ihm ist im Matthäus-Evangelium die Rede. Als Klientelkönig hatte er seinen Titel vom römischen Reich erhalten und unterstand dem Kaiser.
Die beiden Erzählungen bilden so einen konsistenten Handlungsablauf, in der die Hirten zum Zeitpunkt der Geburt Jesu anwesend waren, die Weisen aber erst einige Zeit später erschienen.
Der Stern – Eine Erscheinung, um zu lenken und leiten
Stern, auf den ich schaue, … Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her? … Nun, so will ich wallen meinen Pfad dahin
Aus dem Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche von 2004, Verlag Friedrich Bischof GmbH, Liednummer 371, Stern auf den ich schaue
Wie die Weisen aus dem Morgenland, nahmen auch die alten Seefahrer die Sterne zu Hilfe, um auf dem richtigen Kurs zu bleiben. Als Christen brauchen wir nur einen Stern zur Orientierung und das ist unser Herr Jesus. Auf See hatte man zur Navigation einen Sextanten und nautische Tafeln, mit denen man seine genaue Position bestimmen konnte.
Im Glauben haben wir diesen Werkzeugen entsprechende Pendants. Die nautischen Tafeln für den Glauben sind die Bücher der heiligen Schrift und unser Sextant ist die Predigt. Durch die Bibel erhalten wir das Grundwissen über das Evangelium. Wir lernen, wie Jesus gelebt hat und wie lernen seine gnädige und liebevolle Haltung den Menschen gegenüber kennen.
Durch die Predigt erhalten wir eine direkte Sicht auf die göttlichen Dinge. Wir können durch sie einen kurzen Blick auf das Licht Jesu erhaschen. Diese beiden Instrumente helfen dabei unsere Position zu Jesus Christus genau zu erkennen und helfen den Kurs unseres Lebensschiffs entsprechend anzupassen.
Wenn wir unser Lebensschiff durch schwierige Gewässer steuern müssen, hilft uns der Kompass des Glaubens Gefahren zu umschiffen. Dieser Kompass ist unser Gebet. Das Gebet richtet unser geistiges Auge auf Gott aus. In der Zwiesprache mit Gott können wir uns Sammeln, um auf den heiligen Geist zu hören. Er hilft uns, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und sie zu umschiffen.
Es ist immer wieder erstaunlich, was man erleben kann, wenn man auf die Impulse des Heiligen Geistes hört. Wenn der Ruf des Heiligen Geistes zu einem Drängen in uns wird, sollte man diesem Impuls folgen. Ich verspreche euch, dass ihr es nicht bereuen werdet.
Vor einiger Zeit hatte ein junger Mann einen ganz besonderen Gedanken. Er hegte den Wunsch, die Bibel in ihrer ursprünglichen Sprache zu lesen, um das Evangelium im Originalwortlaut zu erfassen. Dieser Gedanke gewann rasch an Stärke, und kurzerhand entschied er sich dazu, einen Ivrit-Sprachkurs in der Bibliothek der örtlichen Hochschule zu bestellen. Nach zwei Wochen erreichte ihn das Buch samt zweier CDs, und er konnte es freudig abholen.
Zunächst machte sich der junge Mann mit dem für ihn völlig fremden Alephbet vertraut. Nach einer gewissen Zeit konnte er einige Worte lesen und sogar aussprechen. Zwar war er weit davon entfernt, eine vollständige Konversation in dieser Sprache zu führen, doch mit seinem Lernfortschritt war er einigermaßen zufrieden.
An einem Abend vor dem Wochentagsgottesdienst betrat ein Glaubensbruder die Kirche, der erst seit kurzem wieder regelmäßig an den Gottesdiensten teilnahm. Der junge Mann begrüßte ihn im Foyer und bemerkte bei genauerem Hinsehen an seinem Lederarmband einen großen Verschluss aus schmucklosem Messing. Erstaunt stellte er fest, dass hebräische Buchstaben eingraviert waren. „Hey, das ist ja Hebräisch!“ entfuhr es ihm spontan. „Das kann ich lesen“, fügte er stolz hinzu. Der Glaubensbruder schaute ihn ungläubig an. Langsam begann der junge Mann, das einzelne Wort zu entziffern: „Israel“, verkündete er. Der Glaubensbruder war skeptisch und meinte: „Das hast du doch geraten.“ Doch der junge Mann versicherte ihm, dass er es wirklich lesen konnte, und begann, ihm die einzelnen Buchstaben zu erklären: „Jud“, „Sin“, „Resch“, „Alef“ und „Lamed“.
Schließlich musste der Glaubensbruder eingestehen: „Ich glaube dir, ich bin nur so überrascht, dass gerade hier jemand hebräisch lesen kann.“
Nach einer wahren Begebenheit
Ein Beispiel dafür, wie uns der Heilige Geist führt und lenkt, um jemandem zu zeigen, dass er ihn ganz persönlich liebt. Diese Erlebnis machte diese beiden Menschen froh. Den jungen Mann, weil er erkannte, dass er von Gott in eine bestimmte Richtung geführt wurde, um ein Werkzeug in seiner Hand zu sein. Den Glaubensbruder, weil er nun genau wusste, dass Gott ihn liebt. Was für ein wunderbares Erlebnis im Glauben.
Gott ist es, der Erkenntnis schenkt
Die Weisen fielen vor Jesus nieder und beteten ihn an. Sie erkannten das Licht Jesu, wie es auch Johannes der Täufer einige Jahre später erkannt hatte. Doch die Weisen und Johannes wussten nicht aus sich selbst heraus, dass Jesus unser Erlöser ist. Diese Erkenntnis erhielten sie von Gott selbst.
Auch heute können wir den Heiland nur durch Gottes Hilfe als Erlöser erkennen. Wir können ihn nur dann erkennen, wenn er sich uns offenbart. Aus eigener Kraft können wir ihn nicht sehen. Er bleibt uns verborgen. Nur durch die Gabe des Heiligen Geistes können wir mit unseren Herzen sehen und seine Erscheinung erkennen.
Darum tue ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus. Und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist.
1.Korinther 12,3 LU17
Die Geschenke der Weisen
Die Weisen brachten zur Erscheinung des Herrn die Geschenke Gold, Myrrhe und Weihrauch mit. Mit diesen Schätzen erkannten sie die Hoheit Jesu an:
- Gold verweist auf das Königsein. Er ist wahrhaftiger Herrscher.
- Myrrhe ist eine Heilpflanze. Jesus ist der Heiland und Heilsbringer für alle Menschen.
- Weihrauch wurde beim mosaischen Opferdienst verwendet und ist ein Hinweis auf das Hohepriestertum Jesu Christi
Allerdings hatten die Geschenke auch eine ganz praktischen Nutzen. Durch ihren hohen Wert konnten Maria und Joseph die Flucht nach Ägypten finanzieren. So sorgte Gott auf wunderbare Weise für seinen Sohn.
Auch heute wollen wir Jesus Christus als unseren Herrn und König annehmen. Er soll uns König und Regent unseres Herzens sein, aber wir wollen auch daran denken, dass ihm als wahren König alle Macht und Autorität im Himmel und auf Erden gegeben ist (siehe auch Heiland und König).
Durch seine einzigartige Autorität ist ihm die Macht gegeben uns zu Erlösen. Wir brauchen die Gnade Jesu Christi, um Zugang zum Heil zu erlangen. In ihm erkennen wir den Hohepriester, der uns mit Gott versöhnt und in die vollkommene Gemeinschaft mit ihm führen kann.
Literatur
- Leitgedanken 2024/01, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- Das Evangelium des Matthäus, erklärt von Fritz Rienecker, Wuppertaler Studienbibel, R. Brockhaus Verlag
- https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus
- https://de.wikipedia.org/wiki/Herodes
- https://de.wikipedia.org/wiki/Publius_Sulpicius_Quirinius