Gottes Treue – jeden Tag ein Stück näher

Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.
1. Korinther 10,13b LU17
Ein mitdienender Priester erzählte während des Gottesdienstes eine eindrucksvolle Geschichte zu Gottes Treue, die vielen von uns bekannt vorkommen sollte:
Ein Seiltänzer spannte ein Seil über die tosenden Niagarafälle. Vor den Augen zahlreicher Zuschauer schob er eine Schubkarre über das Seil – hin und zurück. Die Menge jubelte begeistert. Dann fragte der Seiltänzer: „Glaubt ihr, dass ich das Seil auch mit einem Menschen in der Schubkarre überqueren kann?“ Alle riefen: „Ja!“ – ‚Wer setzt sich in die Schubkarre?‘ Es wurde still. Keiner meldete sich.
sinngemäß nach einer bekannten Geschichte über den französischen Seiltänzer Charles Blondin, 1859
Diese Geschichte zeigt, wie schnell wir sagen: „Ja, ich glaube!“, aber wenn es ernst wird, machen wir dann doch einen Rückzieher. Doch Gott verlangt nicht von uns, dass wir blindes Vertrauen in eine riskante „Schubkarre auf dem Seil“ setzen. Er lädt uns ein, ihm zu vertrauen, weil seine Wege sicher sind. Gottes Treue ist nicht waghalsig, sondern beständig, tragfähig und zuverlässig.
Gottes Treue zeigt sich jeden Tag
Ein Gedanke des Dienstleiters ist mir besonders im Gedächtnis geblieben:
Jeden Tag einen Sieg erringen.
Damit ist kein irdischer Sieg gemeint. Hier geht es nicht um Ruhm, Macht oder Erfolg, sondern um einen himmlischen Sieg: Geduld zeigen, wo wir früher ungeduldig waren. Vergeben, wo wir nachtragend gewesen sind. Lieben, wo wir sonst Gleichgültigkeit verspüren.
Gottes Treue begleitet uns auf unseren Wegen. Jeden Tag dürfen wir uns fragen:
Wie würde Jesus sich in dieser Situation verhalten?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber es gibt einen Weg die Antwort zu finden. Wir müssen einfach in der Bibel lesen und uns mit dem Evangelium beschäftigen. Jesus ist unser Vorbild, unser Maßstab und unsere Hoffnung. Er verlangt keine Perfektion, sondern unsere treue Nachfolge.
Jeden Tag ein Stück näher zu Gott – getragen von Gottes Treue
Der Chor sang das bekannte Lied „Näher, mein Gott, zu dir“. Wollen wir uns nicht alle Gott nähern? Nicht nur in Momenten der Stille oder im Gottesdienst, sondern jeden Tag wächst in uns der Wunsch, Gott ein kleines Stück näher zu kommen. Ein egoistischer Gedanke weniger und ein selbstloser Gedanke mehr. Ein Schritt weg von unserem Ego, ein Schritt hin zum Gott.
Gottes Treue ist das Band, das uns mit Ihm verbindet. Wenn wir einmal stolpern, zieht er uns an diesem Band wieder hoch. Es ist kein Seil über einem Abgrund, sondern eine sichere Verbindung zu Gott. Es ist unser Sicherungsseil, das uns vor dem Fall bewahrt.
Literatur
- Leitgedanken 2025/02, 02.02.2025, Gottesdienstliche Gemeinschaft, Verlag Friedrich Bischoff GmbH