In Einklang mit Gottes Wille

Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Johannes 6,38 LU17

Als gläubige Christen wollen wir unsere Gedanken, unser Reden und unsere Taten nach Gottes Willen ausrichten. Dies tun wir nicht, weil wir uns vor Strafe fürchten oder weil wir befürchten, dass der Segen ausbleibt. Wir wollen den Willen des himmlischen Vaters aus der Liebe heraus tun.

Eine Frage der Perspektive

Zu Anfang des vergangenen Gottesdienstes sang der Chor das Lied „Du heil’ger Wille“ aus dem Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst. Der Dienstleiter wies darauf hin, dass in dem Lied schon so eine Art Hörigkeit herauszuhören ist. Wenn man jemanden so sehr liebt, dass man sein ganzes Handeln, sein Aussehen oder sogar sein Wesen ändert, nur um ihm zu gefallen, dann ist das schon eine Art Hörigkeit.

Doch es gibt auch eine andere Perspektive, aus der man dieses Lied betrachten kann. Gottes Wille ist unsere Sicherheit, denn er will nur Gutes für uns. Er will uns zu unserem Heil führen und wenn wir auf uns seinem gnädigen Willen unterstellen und ihm nachfolgen, werden wir eines Tages erlöst und in sein Reich eingehen können.

Es kommt auf die Perspektive an, aus der wir den Text des Liedes betrachten. Um die wirkliche Bedeutung des Liedes zu erkennen, muss man es mit dem Wohlwollen des vorigen Absatzes betrachten und nicht etwa mit dem Zynismus des ersten Gedankens zu dem Lied.

Gottes Wille – was erwartet Gott von uns?

In erster Linie steht Gottes Wille in der Bibel geschrieben. Dort stehen zum Beispiel die zehn Gebote und das Doppelgebot der Liebe, die uns als Grundlage für unser Handeln dienen sollen (siehe auch So handeln wie Jesus).

Innere Impulse treiben uns und es ist oft schwer ihnen zu widerstehen. Andere dagegen sind ganz leise in uns und doch können wir sie fortwährend in unserem Herzen hören.

Manche Menschen erscheinen uns wie Engel auf Erden. Bei manchen Menschen ist es offensichtlich, dass sie gerade Gottes Werkzeuge sind und durch andere Menschen wirkt Gott eher unscheinbar.

Ich denke jeder neuapostolische Christ hat schon einmal ein Bibelwort erbeten. Auch hier ist das eine Bibelwort eindeutig und es springt einen förmlich an. Andere Bibelverse lassen uns dagegen fragend zurück.

Bei all diesen Möglichkeiten Gottes Willen zu erfahren, ist das Allerwichtigste, dass wir auf den Heiligen Geist hören. Dann können wir sicher sein, dass wir auch die unscheinbaren Zeichen Gottes erkennen können.

Gottes Wille durch innere Impulse

Jeder von uns verspürt dann und wann diesen inneren Impuls oder das Drängen etwas zu tun oder zu sagen. Ob dieser Impuls oder Drängen menschlich ist oder von Gott kommt, gilt es zu unterscheiden.

Oft hört man von den zwei Wölfen, die in uns wohnen. Diese beiden Wölfe repräsentieren die beiden Naturen oder auch Geister, die in uns wohnen. Einer der Geister ist der alte Adam und der andere ist die neue Kreatur, die in uns heranreift.

Wir haben die Gabe Heiligen Geistes Empfangen, damit wir die Geister unterscheiden können und damit wir Gottes Willen erkennen können. Wir sind also durchaus dazu in der Lage, unsere inneren Impuls nach Gut und Böse zu unterscheiden.

Ebenso wichtig ist es, nur die gute Natur in uns zu füttern, damit sie weiter wachsen kann und dass wir uns hin zur neuen Kreatur entwickeln können. Dabei ist es nicht zu verhindern, dass unsere andere Natur, der alte Adam langsam verkümmert und schließlich abstirbt.

Engel auf Erden

Jeder von uns ist schonmal jemandem begegnet, der einen zurück auf den richtigen Weg gebracht hat. Jemand der da war, als wir am Boden waren oder jemand der einen von einer großen Dummheit abgehalten hat. Das sind Menschen, die für kurze Zeit ein Werkzeug in Gottes Hand geworden sind.

In einem Gottesdienst wurde das Werkzeug in Gottes Hand mit dem Bild des Pinsels in des Meisters Hand verdeutlicht. Ohne einen solchen Pinsel wäre selbst ein Meister nicht in der Lage ein Bild zu malen, das man als Meisterwerk bezeichnen könnte. Selbst der Meister würde ohne passendes Werkzeug nur Fingermalerei zustande bekommen.

So ist es auch mit dem Heilsplan. Ohne Gläubige, die dem himmlischen Vater als Werkzeug dienen, kann Gottes Wille nicht erfüllt werden. Aber wieso braucht Gott schwache Menschen, wenn er doch allmächtig ist? Ganz einfach, weil ihm alle Menschen aus Überzeugung nachfolgen sollen.

Jeder Mensch hat den freien Willen erhalten und kann sich für oder gegen Gott entscheiden. Deshalb braucht Gott Menschen, die Gott bereitwillig als Werkzeuge dienen. Ich kann mir vorstellen, dass es ein gutes Argument dafür ist, an Gott zu glauben, wenn es auch andere tun. Wenn man durch diese Engel auf Erden tief im Herzen berührt wird, fällt es einem leicht, an die Existenz Gottes zu glauben.

Antworten aus der Heiligen Schrift

In einem früheren Beitrag schrieb ich von den verschiedenen Arten, wie man die Bibel verwenden kann. Für uns neuapostolische Christen ist es Tradition, Gott im Rahmen eines Gebets eine Frage zu stellen und als Antwort ein Bibelwort zu erwarten.

Um eine Antwort aus der Heiligen Schrift bzw. eine Botschaft von Gott zu erhalten, müssen wir fest daran Glauben, dass diese Methode auch wirklich funktioniert. Denn wer nicht glaubt, kann keine Glaubenserlebnisse erfahren.

Auch wenn uns die Antwort nicht immer gleich verständlich ist, sollten wir nicht weiterblättern, bis wir ein vermeintlich besseres Wort finden. Wir müssen dieses Wort so annehmen, wie es kommt.

Wenn wir wahrhaft glauben und auf die Gaben des Heiligen Geistes vertrauen, dann wird uns dieses Wort auf die ein oder andere, vielleicht auch geheimnisvolle Art aufgeschlossen.

Literatur

• Leitgedanken 2024/02, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
• Leitgedanken 2018/02, Verlag Friedrich Bischoff GmbH