Komm Jesu – Eine lebendige Hoffnung
Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.
Offenbarung 22,17 LU17
Im Bibeltext lesen wir von dem Geist und der Braut, die beide Jesus Christus mit den Worten „Komm!“ rufen. Die ersten Christen damals drückten ihren Glauben an das baldige Kommen Christi mit dem folgenden bekannten Ruf aus: „Maranatha – Der Herr kommt bald!“ Auch für die modernen Christen heute sind die baldige Erwartung Christi und der Ruf „Komm Jesu!“ noch immer ein wichtiger Bestandteil des Glaubens. So wichtig, dass ihm in unserem neuapostolischen Glaubensbekenntnis ein eigener Artikel gewidmet wurde.
Der neunte Glaubensartikel
Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt; dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als königliche Priesterschaft regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten. Dann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und bei seinem Volk wohnen.
KNK 2.4.9 Der neunte Glaubensartikel
Der neunte Glaubensartikel ist ein zentraler Bestandteil der neuapostolischen Lehre. Alle Konfirmanden lernen ihn während der zahlreichen Unterrichtsstunden kennen. Meiner Mitkonfirmandin um mir wurde damals nahegelegt, neben dem Konfirmationsgelübde auch diesen Artikel unbedingt auswendig zu lernen. Der Bezirksevangelist könnte ihn an der Konfirmation abverlangen, sagte man uns.
Damals war das auswendig Lernen für mich nur eine lästige Pflicht. Ich hätte Besseres mit meiner Zeit anfangen können. Heute jedoch verstehe ich die Lehre hinter diesem Glaubensartikel und weiß, wie wichtig es für uns Gläubige ist, in Erwartung des Herrn zu stehen.
Der Ruf „Komm Jesu!“ ist nach außen sichtbar
Diese Erwartungshaltung ist nicht nur ein Teil unserer christlichen Lehre und dass man als guter Christ freudig auf die Wiederkunft wartet, ist nicht nur im Katechismus aufgeschrieben. Dieses Rufen nach dem Kommen Jesu ist auch nach außen hin sichtbar und hörbar.
In jedem Gottesdienst hören wir diese Bitte an Gott, dass er seinen Sohn bald senden möge. Der Priester bittet im gemeinsamen Gebet ganz deutlich darum: „Herr, sende deinen Sohn bald und hol uns heim!“ Doch ist diese Bitte auch in unserem persönlichen Gebet so präsent?
Meiner Erfahrung nach ist dieses Anliegen in den persönlichen Gebeten nicht ganz so offensichtlich. Von meinen Eltern habe ich die Formulierung „Verkürze die Zeit“ übernommen. Ich bete sie schon seit vielen Jahren ohne darüber nachzudenken, aber im Grunde bedeutet sie nichts anderes als „Herr, komme bald!“
Auch in unserem Liedgut wird das Sehnen nach dem Tag des Herrn laut. Im Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst gibt es einen ganzen Abschnitt zu dem Thema „Verheißung – Erwartung – Erfüllung“. Dort finden sich Lieder wie „Herr, komme bald“, „Herr Jesus, komm“ oder auch das schöne Lied „Ich bin ein Gast“, das unterstreicht, dass unser endgültiges Ziel nicht hier im Diesseits, sondern „auf des Lammes Weiden“ ist, wie es in dem Lied heißt.
Die gleiche Kategorie, „Verheißung – Erwartung – Erfüllung“, ist auch im Gesangbuch der neuapostolischen Kirche für den Gemeindegesang zu finden. Im vergangenen Gottesdienst erst sangen wir das Lied „Es harrt die Braut so lange schon“. Das alles sind nur ein paar Beispiele unter vielen, die zeigen, dass man die Erwartungshaltung der neuapostolischen Christen nach außen hin deutlich erkennen kann.
Kommt der Ruf „Komm Jesu!“ aus unserem Herzen?
Doch wie sieht es bei uns persönlich aus? Glauben wir das wirklich? Nehmen wir die Worte während des gemeinsamen Gebets im Gottesdienst, „Herr, sende deinen Sohn bald und hol uns heim!“, ernst und stimmen in Gedanken mit ein?
Wenn wir im stillen Gebet, vor dem zu Bett gehen die Worte, „verkürze die Zeit“, an unseren himmlischen Vater richten, glauben wir das? Denken wir vielleicht, dass er noch lange nicht kommt und dass man selbst noch so viel vor hat? Wäre es uns im Moment ganz und gar nicht recht, wenn er kommen würde?
Solche Gedanken machen unsere Bitte, dass der Herr bald kommen soll, zu einer Phrase. Sie wird zu einer leeren Worthülse, die keinerlei Wert oder Bedeutung mehr hat.
Wie sieht es mit dem Chorgesang aus? Stimmt unser Herz mit ein, wenn wir in den Gemeindegesang mit einstimmen oder im Chor mitsingen? Wie sieht es in uns aus, wenn wir singen „Komm Jesu!“ Würde Jesus uns annehmen oder an uns vorbeigehen? Das was wir singen, soll auch in unserem Herzen stehen.
Wenn wir es zulassen, kann dies der heilige Geist in uns bewirken. Wir müssen ihm dazu Raum in unserem Herzen schaffen, indem wir uns nicht nur in der Kirche mit ihm beschäftigen. Wir müssen unseren Glauben, Gott, Jesus und den heiligen Geist zu einem Teil unseres täglichen Lebens machen, damit der Geist in uns den Ruf „Jesu Komm!“ erwecken kann.
Ja, ich komme bald
Das Schöne an dem Textwort vom Anfang ist, dass die Antwort auf das Rufen der Gemeinde und des Geistes nur ein paar Verse weiter bereits beantwortet wird. Im Vers 20 heißt es:
Ja, ich komme bald.
aus Offenbarung 22,20 LU17
Dies ist das Versprechen, dass er bald wiederkommen wird. Diese Verheißung gibt uns Hoffnung darauf, dass unsere Erwartungshaltung in naher Zukunft erfüllt wird.
Im Bibelwort am Anfang heißt es auch: „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Das bedeutet, dass wir Zugang zum Wasser des Lebens haben, noch während wir hier warten. Doch wo bekommen wir das Wasser des Lebens her?
Wir erhalten es einerseits aus der Gemeinschaft, die wir in der Gemeinde erleben dürfen. Andererseits erhalten wir das Wasser des Lebens auch aus der Gemeinschaft mit Jesus im heiligen Abendmahl. Auch in den Gottesdiensten haben wir Gemeinschaft mit Gott, wenn wir seinen Worten lauschen, die durch seinen Geist gewirkt werden.
Wenn wir das Wasser des Lebens, wie es zuvor beschrieben steht, zu uns nehmen, dann bleibt die Bitte und der Ruf „Jesu Komm“ in uns lebendig. Dann laufen wir nicht Gefahr, dass unser Gebet zur Phrase wird. Wir behalten diese Bitte fest in unserem Herzen und stehen wahrhaftig in Erwartung.
2 Antworten
[…] wie das Kommen Jesu und sein Friedensreich, ist auch das Endgericht im neunten Glaubensartikel enthalten. Dort werden die zukünftigen Geschehnisse in wenigen Worten […]
[…] Man erkennt diese Hoffnung vor allem an unserem Liedgut und an unseren Gebeten (Siehe auch Komm Jesu – Eine lebendige Hoffnung). Unsere Hoffnung wird durch das Wort Gottes und seine Verheißung aufrecht erhalten. Sie wächst […]