Leeres Grab – Leeres Allerheiligstes

Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen.
Johannes 20,15 LU17
Als sie den Leichnam Jesu salben wollte, fand Maria Magdalena am dritten Tage nach der Kreuzigung ein leeres Grab vor. Zunächst verstand sie nicht, was das bedeutet und vermutete, dass der Leichnam Jesu gestohlen wurde. Weinend stand sie am Grab und erkannte Jesus zunächst nicht. Doch als er sie beim Namen rief, nannte sie ihn Rabbuni, was soviel wie Meister heißt (vgl. Johannes 20,16).
Der Feldherr Pompeius
Das leere Grab erinnert mich an die Geschichte von Pompejus. Er war ein römischer Feldherr, der im Jahre 63 v. Chr. Jerusalem stürmte. Er brannte darauf endlich das Innere des Tempels zu sehen. Viele Mythen und Schauergeschichten hatte er gehört und er war gespannt auf die Schrecken, die ihn im Tempel erwarteten. Die Haupthalle entsprach der Beschreibung aus der Bibel. Keine Schrecken, sondern nur verschiedene Gerätschaften, Musikinstrumente und Gewänder, die für den Tempeldienst benötigt wurden. Dann entdeckte er den Vorhang, der das Allerheiligste verbarg. Gespannt zog er ihn zur Seite, doch was er dort sah, hätte er niemals erwartet: Das Allerheiligste war völlig leer. (vgl. Die Bibel, Wahrheit oder Legende? die grössten Rätsel der Heiligen Schrift, (2008), S.19, Österreich: Reader’s Digest Deutschland, Schweiz, Österreich)
Als Römer war Pompeius Götter in menschlicher Gestalt gewohnt und konnte nicht verstehen, was es mit dieser leeren Kammer auf sich hatte. Doch mir drängt sich bei diesem Bild das folgende bekannte, geflügelte Wort auf:
Dem Heiligen Geist Raum geben
Auch wenn in dieser Kammer äußerlich nichts zu sehen war, können wir doch gewiss sein: Hier war Gott gegenwärtig. Denn wie wir alle wissen, ist Gott überall und in allen Dingen. Gott wohnt nicht in der sichtbaren Welt, aber er lädt uns ein, ihm in unseren Herzen Raum zu geben. Die leere Kammer symbolisiert ein offenes Herz, das vom Ballast befreit ist, der uns daran hindert Gottes Wesen in uns aufzunehmen.
Ein leeres Grab – Bild für ein offenes Herz
Ein leeres Grab ist der Beweis dafür, dass Jesus lebt. Er hat Tod und Grab überwunden. Die leere Grabkammer ist jedoch noch mehr als das: Sie ist ein Raum, der darauf wartet, mit etwas Neuem gefüllt zu werden. Die alte Kreatur war gestorben, geopfert am Kreuz und machte Platz für die neue Kreatur, die ins Reich Gottes eintreten kann.
So wie das Grab leer war, soll auch unser Herz frei von allem Ballast sein, der uns daran hindert die Botschaft der Auferstehung in uns aufzunehmen. Wir müssen diese Botschaft nicht verstehen, aber sie muss in unserem Herzen stehen und wir müssen sie glauben. Wie schon im vorigen Artikel beschrieben: ohne den Glauben an die Auferstehung ist unser Glaube tot. Wir müssen alle Zweifel ablegen und dort wo unser Verstehen aufhört müssen wir auf Gottes Wirken vertrauen. Erst dann hat die zentrale Botschaft des Evangeliums in unserem Herzen platz.
Ein leeres Grab – Symbol für etwas Neues
Sowohl das leere Allerheiligste im Tempel, als auch das leere Grab Jesu sind starke Bilder dafür, dass Gott oft nicht so in Erscheinung tritt, wie wir es erwarten. Er begegnet uns oft, wenn wir nicht damit rechnen. Dennoch muss unser Herz offen für die Begegnung mit ihm sein.
Nur wenn wir allen hinderlichen Ballast aus unserem Herzen entfernen und ihn wohlwollend in allen Dingen suchen, können wir echte Begegnung mit ihm erfahren. Dann kann Gott in uns wirken und uns verwandeln. Denn das hat er vor – er möchte uns so verwandeln, dass auch wir eines Tages in sein Reich eintreten können.
Möge unser Herz leer genug sein, um von Gottes Liebe erfüllt zu werden – und offen genug, um ihn zu erkennen, wenn er uns beim Namen ruft.
Literatur
- Leitgedanken 2025/02, 02.02.2025, Gottesdienstliche Gemeinschaft, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
- Die Bibel, Wahrheit oder Legende? die grössten Rätsel der Heiligen Schrift. (2008). Österreich: Reader’s Digest Deutschland, Schweiz, Österreich.