Leiden Christi

Leiden Christi - Jeder trägt sein Kreuz
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Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

Jesaja 53,4 LU17

Die Gottesknechtlieder

In den prophetischen Büchern von Jesaja finden wir die faszinierenden Gottesknechtlieder, die sich besonders im 53. Kapitel konzentrieren. Der Schlüsselvers, Jesaja 53,4, hebt hervor, dass der Gottesknecht unsere Krankheit auf sich nimmt und unsere Schmerzen trägt. Dies bildet die Grundlage für die Botschaft der Nachfolge Christi, die eng mit dem Leiden verbunden ist.

Die erste Stelle, die für Neuapostolische Christen von Bedeutung ist, befindet sich in Jesaja 53,3. Hier wird der Gottesknecht als „ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut“ beschrieben. Dies weist auf die Bereitschaft Christi hin, die menschliche Erfahrung vollständig zu teilen, einschließlich des Leidens.

Im Neuen Testament finden wir in Philipper 2,7-8 einen Bezugspunkt. Der Apostel Paulus bezieht sich auf Christus, der sich „entäußerte, indem er die Gestalt eines Knechtes annahm“ und „demütig wurde bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz“. Dies unterstreicht die bedeutsame Rolle des Gottesknechts im christlichen Verständnis.

Die dritte relevante Stelle ist Jesaja 53,10, wo es heißt, dass der Gottesknecht „sein Leben zum Schuldopfer geben wird“. Dies findet eine erstaunliche Parallele in den Worten Jesu im Markusevangelium 10,45, wo er erklärt, dass er gekommen ist, „um sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben“.

Schließlich, in Jesaja 53,12, wird dem Gottesknecht „ein Teil mit den Starken“ zugesprochen. Dies spiegelt die Auferstehung und den triumphalen Sieg Christi wider, der in Kolosser 2,15 als das Überwinden der Mächte und Gewalten öffentlich gemacht wird.

Die Gottesknechtlieder bieten somit einen tiefgreifenden Einblick in das Verständnis der Nachfolge Christi, indem sie zeigen, dass wahre Anhängerschaft auch das Teilen in Christi Leiden einschließt. Dieses Konzept, zentral im Neuen Testament, inspiriert die Gläubigen, Christus nachzufolgen, nicht nur in Zeiten der Freude, sondern auch inmitten von Herausforderungen und Leiden.

Verleugnung der Leiden Christi – Schuld ist immer der andere

Vor kurzem bekam ich ein Gespräch mit. Eine Gruppe wollte in einem Restaurant essen gehen. Sie wollten gerade los und da fiel ihnen ein, dass sie doch vorher erst mal anrufen sollten, ob ein Platz frei wäre, denn das Restaurant war ca. 40 Minuten entfernt. Es stellte sich jedoch heraus, das alle Plätze bereits reserviert waren.

Einige aus der Gruppe suchten sofort den Schuldigen. Wer hat dieses Dilemma verursacht? Statt sofort nach einer Lösung für das Problem zu suchen, wurde zuerst jemand gesucht, dem man den schwarzen Peter zuschieben konnte.

Ich musste daran denken, dass es in der Arbeitswelt oft genau so ist. Wird ein Fehler gemacht, suchen alle Beteiligten erst mal die Ursache des Fehlers und nach dem Verursacher des Problems.

Das kann soweit getrieben werden, dass niemand mehr Verantwortung übernehmen will. Entscheidung werden hinausgezögert, bis sie sich von selbst erledigt haben. So eine Fehlerkultur führt dazu, dass sich die Menschen anders ausdrücken. Sie verwenden dann sog. Weichmacher in ihrer Sprache:

  • Meiner Meinung nach…
  • Soweit ich weiß…
  • Könnte, sollte, müsste, …

Dann gibt niemand mehr eine klare Antwort, auf die man sich berufen kann und am Ende ist keiner Schuld. Das kommt einer Verleugnung der Leiden Christi gleich. Denn wer keine Schuld hat, braucht auch keine Vergebung.

Leiden Christi Ehren – Schuld auf sich nehmen und Reue zeigen

Als Christen haben wir das anders gelernt. Das Evangelium lehrt uns, dass wir unsere Sünden bereuen müssen, damit sie uns vergeben werden können:

Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.

1. Johannes 1,8.9 LU17

Wenn wir niemals einsehen, das wir Schuld sind und die Schuld stattdessen bei anderen suchen, dann kann uns nicht vergeben werden. Es wäre eine Verhöhnung der Leiden Christ, wenn wir unsere Sünden verleugnen würden. Wer aber seine Sünden bekennt und ernsthaft bereut, dem wird vergeben.

Noch komplizierter wird es dagegen, wenn es um die Versöhnung geht. Wenn wir uns mit jemanden versöhnen möchten, dann reicht es nicht, dass einem das Geschehene Leid tut. Man muss stattdessen aktiv auf seinen Nächsten zugehen und ihn um Verzeihung bitten.

Selbst wenn man meint, dass man im Recht ist, sollte man sich daran erinnern, dass unsere Mitmenschen die Welt nicht durch unsere Augen sehen. Wenn jeder auf seinem Standpunkt beharrt, kann es nicht zur Versöhnung kommen.

Unser Bischof drücke es erst vor kurzem mit den folgenden Worten aus:

Wir wollen auch einmal dem anderen die Ehre lassen.

Die Leiden Christi auf sich nehmen

Bei diesem Thema fällt mir Simon aus Kyrene ein. Er wurde zufällig aus der Menge heraus bestimmt, um das Kreuz Christi zu tragen. So nahm er, wenn auch nur vorübergehend, einen Teil der Leiden Christi auf sich.

Heute geht es vielen Menschen genauso. Bestimmte Lebensumstände zwingen ihnen ein Kreuz auf, dass sie tragen müssen. Sei es Krankheit, Armut oder der Verlust eines geliebten Menschen.

Für jeden Menschen mag diese individuelle Last, dieses Kreuz, das sie tragen müssen unnötig erscheinen. Wir glauben aber, dass uns so eine Prüfung zum Heil dient, auch wenn wir es heute noch nicht erkennen können.

Doch unser Herr wird uns niemals ein so schweres Kreuz auferlegen, das wir es nicht tragen können. Wenn eine Last dann doch zu schwer für einen alleine wird, stellt Gott uns Menschen zur Seite, die uns beim Tragen helfen.


Literatur

  • Leitgedanken 2024/03, 010.03.2024 Der leidende Gottesknecht, Verlag Friedrich Bischoff GmbH

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Eine Antwort

  1. Juli 27, 2024

    […] Im Gedanken der Diakonin sind Klage und Trost im Einklang. Es ist nur allzu menschlich, dass wir manchmal unzufrieden mit unseren Lebensumständen sind. Es gibt Zeiten, da liegt unser Kreuz schwer auf unseren Schultern, doch niemals so schwer, dass wir es nicht tragen können (siehe auch Leiden Christi). […]

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