Psalm 22 – Anklage, Einsicht, Menschsein

Psalm 22 - Jesus ist wahrer Mensch - von Beruf Zimmermann
Jesus lernte als Mensch den Beruf des Zimmermanns - visualisiert durch Bing Image Creator - bearbeitet mit Pocket Paint

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Psalm 22,2.3 LU17

Psalm 22 ist ein sehr bekannter Text und hat einigen großen Denkern bereits viel Kopfzerbrechen bereitet. Bereits Justin der Märtyrer, geboren etwa 100 n. Chr. machte sich zu diesem Psalm Davids seine Gedanken. Er sah in allem, von dem das Alte Testament schreibt, einen Hinweis auf Jesus Christus und so erkannte er im Psalm 22 einen Hinweis auf das Leiden Christi.

Zu Martin Luthers Arbeit mit dem Psalm 22 fand ich die folgende Anekdote:

Als Luther diesen Psalm ergründen wollte, schloss er sich bei Salz und Brot drei Tage lang in seinem Zimmer ein. Die Seinen fragen, klopfen, rufen, der Tischler wird geholt und er bricht die Tür. Zürnend fragt Luther, weshalb man ihn bei so wichtiger Arbeit störe. Meinet ihr denn, es sein etwas Schlechtes, was ich vorhabe?

Rudolf Kögel (1895). Deine Rechte sind mein Lied, Geschichten und Aussprüche zu den Psalmen. Deutschland: C. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung, Bremen

Auch der Dienstleiter des vergangenen Gottesdienstes gab vor dem Gottesdienst zu, dass er gespannt auf die Predigt sei.

Psalm 22 – Symbol für das Menschsein Christi

Dieser Psalm wurde von David aufgeschrieben und schildert in welcher Lage er sich gerade befand. Er fühlte sich verlassen und klagte Gott an. Er klagte darüber verspottet zu werden und dass er von Feinden umringt war. David sah sich einer Übermacht gegenüber und konnte die Gegenwart Gottes nicht wahrnehmen. Dennoch sah er ein, dass er ohne Gott nicht weiter kommen würde und sein Lied schwang in einen Lobgesang über.

Anders als Justin der Märtyrer, Martin Luther und viele andere Kommentatoren, kann man den Psalm 22 nicht nur als Prophetie sehen, sondern auch als echtes Symbol für das Menschsein Christi. Jesus hat sich nicht nur die körperlichen Leiden eines Menschen aufgeladen, sondern auch die seelischen Qualen, die viele Menschen durchmachen müssen.

Er wurde wütend, als es sah, dass die Menschen einen Basar aus dem Tempel Gottes machten. Er wurde von Teufel versucht und musste all seine Kraft aufwenden, ihm zu widerstehen. Auch Jesus fühlte sich von allen Menschen verlassen, als die Jünger im Garten Gethsemane einschliefen, während er den Himmlischen Vater darum bat, ihn vor diesem Opfer zu verschonen. Schlussendlich machte auch er die Erfahrung, wie es ist Gott anzuklagen.

Trotz der großen Last, die er zu tragen hatte, gab es auch schöne Dinge im Leben Jesu. Er hatte enge Freunde, mit denen er Gemeinschaft pflegen konnte und er feierte auf Hochzeiten. Ja, sogar einen Beruf hat der Sohn Gottes gelernt.

Psalm 22 zeigt uns, dass Jesus als wahrer Mensch Erfahrungen in allen Bereichen des natürlichen Lebens sammelte. Er weiß, wie schwer es oft sein kann, aber er hat auch Verständnis dafür, wenn wir es uns gut gehen lassen, ausgelassen feiern oder mit Freuden zwanglos beisammen sitzen.


Literatur

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