Vergebung und Gutes tun

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Matthäus 6,12 LU17
Unser heutiges Bibelwort ist Teil des Vater Unsers und wir sprechen diese Worte jeden Gottesdienst aufs Neue. Doch ist uns die Bedeutung dieser Worte wirklich bewusst? Dieses Gebet ist nicht nur eine persönliche Bitte, sondern ein gemeinsames Gebet. Wenn wir es sprechen, beten wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Brüder und Schwestern. Dabei kennen wir selten die Lebensverhältnisse der anderen. Trotzdem tragen wir einander im Gebet und bitten für uns und für die Gemeinschaft um Vergebung.
Gutes tun beginnt im Herzen
Das Jahresmotto „Es ist Zeit, Gutes zu tun!“ fordert uns dazu auf, unser Leben neu auszurichten. Gutes zu tun, beginnt mit unserer Herzenseinstellung. Es geht nicht um Aktionismus oder große Gesten, sondern darum, mit offenem Herzen auf den Nächsten zuzugehen. Das kann bedeuten, Hilfe im Alltag anzubieten, z.B. jemanden zum Arzt zu fahren oder Einkäufe zu erledigen. Solche Gesten müssen aus echter Liebe entspringen, um wirklich bedeutungsvoll zu sein.
Doch dem Nächsten Gutes zu tun schließt auch Dinge ein, die man von außen nicht gleich erkennen kann. Gutes zu tun bedeutet auch, anderen zu vergeben, selbst wenn dies schwierig ist. Vergebung ist eines der größten Geschenke, die wir einander machen können. Sie ist ein Ausdruck der Liebe Gottes in uns.
Vergebung und göttliche Geduld
Die Bibel ist voll von Beispielen dafür, dass uns die Sünde von Gott trennt. Doch unser himmlischer Vater ist ein liebender Gott, der uns immer wieder die Möglichkeit zur Umkehr anbietet. Schon im Paradies bewies er dies, indem er Adam und Eva trotz ihres Fehltritts Hoffnung auf Erlösung gab. Auch heute noch ist Gott geduldig mit uns. Die Vergebung, die wir von Gott erhalten, ist ein Heilmittel für unsere Seele, das uns wieder in die Gemeinschaft mit ihm bringt.
Diese göttliche Geduld lehrt uns, auch anderen zu vergeben. Doch wie Jesus im Gleichnis vom Schalksknecht verdeutlichte, verlangt Gott, dass wir die empfangene Vergebung weitergeben. Wenn wir anderen nicht vergeben können, zeigt sich, dass unser Herz noch nicht frei ist. Vergebung ist daher nicht nur ein Akt der Gnade gegenüber dem anderen, sondern auch ein Weg, inneren Frieden zu finden.
Wenn Vergebung schwerfällt
Es gibt Situationen, in denen Vergebung fast unmöglich erscheint – etwa bei schwerwiegenden Vergehen. Solche Herausforderungen erfordern einen inneren Kampf. Wichtig ist, dass Gott nicht nur darauf schaut, was wir erreichen, sondern auf unser Bemühen. Wenn wir ehrlich darum kämpfen, anderen zu vergeben, schenkt Gott uns seine Gnade, auch wenn der Erfolg ausbleibt. Das Abendmahl wird zu einer Quelle der Kraft, die uns auf diesem Weg stärkt.
In diesen Momenten ist es besonders wertvoll, die Unterstützung der Gemeinschaft zu spüren. Unsere Glaubensgeschwister können für uns beten, damit wir in der Lage sind, unseren Weg der Vergebung weiterzugehen.
Vergebung schenkt Frieden
Warum ist Vergebung so wichtig? Sie dient nicht nur der Erfüllung göttlichen Willens, sondern befreit uns selbst. Solange wir nicht vergeben können, trägt unser Herz die Last von Groll und Wut. Diese Gefühle rauben uns den inneren Frieden. Durch Vergebung befreien wir uns selbst von dieser Last und schaffen Raum für Gottes Frieden in unserem Leben.
Es geht dabei nicht darum, zu vergessen. Schlechte Erfahrungen prägen uns ebenso wie gute und lehren uns für die Zukunft. Doch wenn wir vergeben, geben wir der Verletzung keine Macht mehr über unser Herz.
Verpasste Gelegenheiten
Es ist Zeit, Gutes zu tun – oft spüren wir in uns einen Impuls und es fehlt uns die Kraft oder der Mut ihn in die Tat umzusetzen. Der Dienstleiter erzählte dazu die folgende Anekdote:
Einer der Brüder erzählte von einem tief bewegenden Erlebnis. Vor einiger Zeit hatte er den Impuls, einem älteren Glaubensbruder ein paar Zeilen zu schreiben. Er wollte ihm sagen, wie viel er ihm bedeutete und wie sehr er seine Unterstützung und sein Vorbild in den gemeinsamen Jahren geschätzt hatte. Einfach ein ehrliches „Danke“.
Dieser Gedanke ließ ihn nicht los – immer wieder nahm er sich vor, diese Worte endlich niederzuschreiben. Doch aus irgendeinem Grund schob er es jedes Mal auf. „Morgen mache ich das“, dachte er, oder „wenn ich Zeit habe, dann setze ich mich hin.“
Doch eines Tages war es zu spät. Der ältere Bruder, an den die Zeilen gerichtet gewesen wären, lebte nicht mehr. Die Möglichkeit, diese Worte der Wertschätzung auszusprechen, war für immer verloren.
Diese Geschichte erinnert daran, dass das Leben hier auf der Erde vergänglich ist und dass wir nie wissen, wieviel Zeit wir noch miteinander haben. Darum ist es im so wichtiger solchen Impulsen nachzugeben und sie nicht auf die lange Bank zu schieben. Geben wir uns doch einen Ruck und Vergeben endlich oder sprechen diese Wertschätzung aus, die schon so lange überfällig ist, denn manchmal gibt es keine zweite Chance dafür.
Literatur
- Das Bibelwort wurde kürzlich von Stammapostel Jean-Luc Schneider verwendet
- siehe auch Zugang zu Gott