Wort Gottes und Gemeinschaft
Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.
Jakobus 5,8 LU17 (LG 12/2023)
Der Jakobusbrief richtet sich an die zwölf Stämme in der Zerstreuung. Ich dachte dabei zunächst an die zwölf, in alle Winde zerstreuten Stämme Israels. Oft wurden sie aus ihrer Heimat weggeführt und zunächst hat Jakobus diesen Brief sicher an ganz bestimmte Gemeinden gerichtet und hatte die Belange dieser Menschen vor Augen.
Doch seine Worte haben einen viel größeren Wirkungskreis, als Jakobus es sich auch nur im Entferntesten hätte vorstellen können. So lesen wir heute diese Worte, die vor über 2000 Jahren aufgeschrieben wurden und ziehen Erkenntnis und Weisheit daraus.
Das Kommen des Herrn ist nahe
Wie schon in einem früheren Artikel erwähnt, ist das baldige Wiederkommen Jesu eine zentrales Element der neuapostolischen Lehre. Das Kommen des Herrn ist eine lebendige Hoffnung in uns Gläubigen und wir rufen von ganzem Herzen „Komm Jesu!“. Man erkennt diese Hoffnung vor allem an unserem Liedgut und an unseren Gebeten (Siehe auch Komm Jesu – Eine lebendige Hoffnung). Unsere Hoffnung wird durch das Wort Gottes und seine Verheißung aufrecht erhalten. Sie wächst sowohl in der Gemeinschaft mit unseren Glaubensgeschwistern, als auch in der Gemeinschaft mit Jesus Christus, bei der Feier des Heiligen Abendmahles.
Von uns erwartet unser himmlischer Vater, dass wir standhaft bleiben und die Hoffnung in unseren Herzen bewahren.
Erwartung bedeutet geduldig sein
Unsere Textstelle handelt davon, dass wir bis zum Kommen des Herrn geduldig sein sollen. Im Vers zuvor, vergleicht Jakobus uns Gläubige mit einem Bauern, der auf die Frucht seines Feldes wartet:
So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.
Jakobus 5,7 LU17
Der Bauer wartet geduldig auf Früh- und Spätregen. Der Priester im Gottesdienst sagte, dass man nur Geduld braucht, wenn man auf etwas wartet. Deshalb sollten wir uns immer wieder aufs Neue die Frage stellen, ob wir noch Geduld brauchen oder ob wie schon aufgehört haben in Erwartung zu stehen.
Bevor Früh- und Spätregen kommen, wird sicher nicht nur sanfter Sonnenschein auf die Erde fallen. In der Wartezeit auf den Regen, werden Dürreperioden und Stürme auftreten oder Vögel könnten die Saat fressen.
Übertragen auf uns bedeutet dies, dass wir oft Leiden und Bedrängnisse durchleben müssen, während wir auf das Kommen Christi warten. Doch was können wir tun, wenn wir diese Leiden und Bedrängnisse durchleben muss? Was hilft dabei, unseren Glauben nicht zu verlieren?
Die Antwort auf diese Frage liegt im Gleichnis vom Sämann und dem vierfachen Ackerfeld verborgen.
Das Gleichnis vom Sämann und dem vierfachen Ackerfeld
Seht, der Sämann ging aus, um zu säen. Und beim Säen fiel etliches auf den Weg; und die Vögel kamen und fraßen es auf. Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde fand, und ging sogleich auf, weil die Erde nicht tief genug war. Als aber die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzeln hatte, verdorrte es. Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen schossen auf und erstickten es. Wieder anderes fiel auf guten Boden und brachte Frucht: das eine hundertfach, das andere sechzigfach, das dritte dreissigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Matthäus 13,3b-9
Nicht direkt eine Antwort, aber im Band 2 von Lehre und Erkenntnis findet sich die Auslegung zu diesem Gleichnis. Dort wird erklärt, dass der Samen im Gleichnis das Wort Gottes symbolisiert. Die verschiedenen Böden, wohin dieser Same fällt stellen die unterschiedlichen Herzenseinstellungen der Menschen dar, die Gottes Wort hören. Die Betrachtung vom Samen, der unter Dornen fällt, ist für uns besonders interessant.
Der dornige Boden steht für Menschen, deren Sorgen um das Irdische, der Betrug des Reichtums oder die Begierden dieser Welt zu groß für sie werden. Diese Menschen müssen all ihre Kraft und Energie dafür aufwenden um ihre Probleme zu lösen. Es bleibt einfach keine Zeit mehr, um sich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Sie haben gerade so noch Zeit, um die Gottesdienste zu besuchen. Diese Herzen haben sich ungewollt von Gott entfernt.
Begierden dieser Welt
Ein junger Mann verbringt den Großteil seiner Freizeit damit auf Social Media zu scrollen. Bei diesem sog. Death Scrolling bleibt keine Zeit für andere Beschädigungen. Erst recht nicht um sich mit Gottes Wort zu beschäftigen.
Der Fall von Death Scrolling ist am einfachsten zu lösen. Man könnte am Abend sein Smartphone ausschalten, bevor man ins Bett geht oder man lässt es in einem anderen Zimmer. Wer nicht ganz auf Social Media vor dem Schlafen gehen verzichten kann, hat die Möglichkeit, das Problem, das durch Technik entstanden ist, durch dieselbe wieder zu lösen. Es gibt zahlreiche Apps, die das Smartphone nach einer bestimmten Nutzungsdauer sperren, um den Nutzer an einer übermäßigen Zeitverschwendung zu hindern.
Betrug des Reichtums
Ein Priester war eine gewisse Zeit Arbeitslos. Lange hat er um eine neue Stellte gebetet und endlich bekam er einen neuen Job. Nach ein paar Jahren wird wird ihm sogar eine Beförderung in Aussicht gestellt. Doch die Arbeit würde ihm mehr Zeit abverlangen. Er hätte nicht mehr, so wie vorher, die Möglichkeit, sich auf die Gottesdienste vorzubereiten oder Gemeindemitglieder zu besuchen.
Dieser Priester hat ein weit größeres Problem. Er muss sich entscheiden, was ihm wichtiger ist, denn man kann nicht zwei Herren dienen.
Sorgen ums Irdische
Eine Glaubensschwester ist alleinerziehende Mutter und hat zwei Jobs angenommen, um die Miete bezahlen zu können. Am Abend muss sie sich um die Kinder kümmern und es bleibt einfach keine Zeit mehr für Gottes Wort.
Die Glaubensschwester hat es noch schwerer. Sie kann sich selbst nicht aus dieser Situation befreien. Sie ist auf die Unterstützung von Familie, Freunden oder von ihrer Gemeinde angewiesen. Wenn man erkennt, dass jemand in so einer Situation feststeckt, kann man seine Hilfe anbieten. Zum Beispiel könnte man vorschlagen, einen Abend die Kinder zu hütet, dass die Mutter den Gottesdienst besuchen oder an der Chorstunde teilnehmen kann.
Genau das sind die Antworten, die wir gesucht haben. In den Beispielen kann man das Leid der betreffenden Personen deutlich erkennen. Die alleinerziehende Mutter leidet darunter, dass sie ihre Last ganz alleine tragen muss und braucht Unterstützung von der Gemeinde. Der Priester hat die Qual der Wahl und muss sich für das eine oder das andere entscheiden. Der Jugendliche muss einfach nur konsequent sein und sein Handy weglegen.
Die Quintessenz aus diesen drei Beispielen ist, dass wir uns bewusst für das Werk Gottes entscheiden und konsequent im Glauben bleiben müssen. Aber manchmal brauchen wir auch die Hilfe der Gemeinde, um unsere Last zu tragen.
In der Erwartung stärkt uns die Gemeinschaft
Aus den Beispielen vom Samen der unter Dornen gefallen ist, können wir erkennen, dass wir die Gemeinschaft brauchen, wenn wir uns in einer Situation befinden, aus der wir uns selbst nicht befreien können. Doch wir sollten die Gemeinschaft nicht nur dann suchen, wenn wir sie bitter nötig haben, sondern auch wenn wir sie scheinbar nicht brauchen. Der Priester im Gottesdienst sprach davon, eine Schnittmenge aus dem geistigen und dem natürlichen Leben zu bilden.
Wir sind auf die Gemeinde angewiesen, denn Gemeinschaft stärkt unsere Herzen in der Erwartung. Das Textwort fordert uns deutlich dazu auf und das geht nur in der Gemeinschaft der Kirche. Im Gottesdienst erhalten wir die nötigen Impulse, die uns in der Erwartungshaltung bestärken und im gemeinsamen Dialog mit unserem Glaubensgeschwistern finden wir Gleichgesinnte.
Stärkung untereinander und durch Apostel
Die Brüder stärken einander und werden durch die Apostel gestärkt. Einer macht den anderen stark, keiner kann sich selbst stark machen.
Der Brief des Jakobus, erklärt von Hans-Jürgen Peters, Wupperthaler Studienbibel (S. 187), R. Brockhaus Verlag
Die Jünger damals wurden durch die ersten Apostel und deren Gesandte gestärkt. An vielen Stellen im neuen Testament wird darauf hingewiesen. Wir haben heute das Glück, dass auch wir lebende Apostel haben dürfen, die uns stärken. Deshalb sollten wir nicht nur die Nähe unserer Glaubensgeschwister, sondern auch die der Apostel und/oder deren Gesandten suchen, denn niemand kann sich selbst stark machen.
Miteinander und nicht gegeneinander
Seufzt nicht widereinander, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür.
Jakobus 5,9 LU17
Diese Worte stellen einen Kontrast zu der Stärkung der Herzen im achten Vers dar. In der Wuppertaler Studienbibel heißt es dazu:
Kritik aneinander schwächt die Bruderschaft und beeinträchtigt so die Fähigkeit, Gott Zeit zu lassen. Sie nimmt das Richten, das Gott zukommt, vorweg, maßt sich an, was Gottes Sache ist.
Der Brief des Jakobus, erklärt von Hans-Jürgen Peters, Wupperthaler Studienbibel (S. 187), R. Brockhaus Verlag
Damit ist keinesfalls die konstruktive Kritik gemeint. Hier ist das ständige Nörgeln, Besserwisserei oder Zynismus gemeint, die uns zermürben und Unfrieden in der Gemeinde stiften kann. Konstruktive Kritik, die aus der Liebe heraus kommt, bringt uns weiter. Sie ist erbaulich, wenn wir sie mit der rechten Herzenseinstellung empfangen.
Es ist eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung in das Wesen Jesu hinein, dass man in der Gemeinde Kritik üben kann, ohne dass sich jemand angegriffen fühlt. Denn ohne entsprechende Hinweise, fallen uns bestimmte Fehler an uns selbst nicht auf. Miteinander zu reden, vor allem über den Glauben, ist wichtig für unsere geistige Weiterentwicklung. Was fühlen unsere Glaubensgeschwister? Geht es ihnen genauso, wie einem selbst? Haben auch sie Zweifel und Glaubenskrisen?
Oft behalten wir diese Gedanken für uns, weil wir uns dafür schämen oder es ist uns peinlich, darüber zu reden. Doch wenn wir uns mit Gleichgesinnten austauschen, merken wir, dass wir nicht allein sind.
Auch das Engagement in der Kirchengemeinde hilft uns dabei stark zu bleiben. Gemeinsam im Chor Lieder zu singen ist erbaulich und stärkt uns. Der gemeinsame Frühjahrsputz, mit anschließendem Grillen, hilft genau so die Gemeinschaft zu festigen, wie eine Bibelstunde, in der wir unsere Erkenntnis vertiefen.
Wir alle müssen Geduld zeigen und gemeinsam mit unseren Mitchristen das Beste aus dieser Wartezeit hier auf Erden machen. Die tägliche Bitte für die Wiederkunft Christi soll ein fester Bestandteil in unserer Gebetroutine sein. Gleichzeitig müssen wir Geduld zeigen, bis das letzte Schäflein gefunden ist.
2 Antworten
[…] dem Artikel Wort Gottes und Gemeinschaft wurde das Thema Geduld schon angerissen. Dort heißt es, dass man nur Geduld braucht, wenn man auf […]
[…] Unser Bibelwort ist ein kurzer Abschnitt aus dem Gleichnis des Sämanns (siehe auch Wort Gottes und Gemeinschaft). […]