Zugang zu Gott

Jesus am Kreuz - Friedrichsruh - Rannungen - Zugang zu Gott
Friedrichsruh bei Rannungen - Foto von Johannes Ruopp

Wer darf auf des Herrn Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lüge und nicht schwört zum Trug.

Psalm 24,3.4

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns damit, wie wir Zugang zu Gott erlangen können. Das Bibelwort handelt vom einem Pilger, der Einlass zum Tempel erbittet. Er fragt in liturgischer Sprache, wer in das Heiligtum eintreten darf. Der Priester antwortet daraufhin auch in der liturgischen Sprache.

Mit scheint es so, als ob diese Liturgischer Sprache, wie eine Art Geheimsprache ist, an der man erkennt, ob der Pilger die rechte Gesinnung hat. Nur wer die richtigen Worte kennt und weiß, wie man recht um Einlass bittet, darf eintreten.

Ich denke dabei auch an die alten Zeiten der katholischen Kirche, als die Bibel und die liturgischen Worte nur den Geistlichen vorbehalten waren. Es war als die Worte „Hoc est enim corpus meum“ zum „Hokus Pokus“ verballhornt wurden.

Damals muss es für die einfachen Leute wie magische Sprüche gewesen sein. Doch heute geht die Kirche Christi offener mit dem Evangelium um. Früher ein Geheimnis und heute die frohe Botschaft.

Als der Vorhang zerriss

Als Jesus am Kreuz starb, zerriss der Vorhang der das Allerheiligste im Tempel abtrennte. Doch dieses offensichtlich Ereignis, das alle sehen konnten, war nur eine Seite des Geschehens. Etwas für die Menschen nicht sichtbares und geheimnisvolles begleitete den unmittelbar sichtbaren Teil des Geschehens. Als der Vorhang zerriss, gab er den direkten Zugang zu Gott wieder frei. Er öffnete uns eine Tür oder wie wir traditionell sagen: Er baute eine Brücke über die Kluft, die zwischen ihm und unserer Welt lag.

Im Wochentagsgottesdienst erzählte ein Priester folgende, schöne Geschichte:

Vom Brückenbauen

Ein Vater und sein Sohn lebten friedlich und in völliger Eintracht von dem Ertrag ihrer Felder und Herden. Sie arbeiteten miteinander und teilten einvernehmlich, was sie ernteten. Dann fing alles durch ein kleines Missverständnis an. Danach kam es zu gegenseitigen Vorwürfen. Eine immer größer werdende Kluft bildete sich zwischen ihnen, bis es zu einem heftigen Streit kam. Fortan mieden sie jeglichen Kontakt und keiner sprach mehr ein Wort mit dem anderen.

Eines Tages klopfte es an der Tür des Sohnes. Es war ein Mann, der Arbeit suchte. „Kann ich vielleicht einige Reparaturen bei Ihnen durchführen?“ „Ich hätte schon Arbeit für dich“, antwortete der Sohn. „Auf der anderen Seite des Baches ist das Haus meines Vaters. Vor einiger Zeit hat er mich schwer beleidigt. Ich will ihm beweisen, dass ich auch ohne ihn leben kann. Hinter meinem Grundstück steht eine alte Ruine und da findest du einen großen Haufen Steine. Damit sollst du eine zwei Meter hohe Mauer vor meinem Haus errichten. So bin ich sicher, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen werde.“

„Ich habe verstanden“, antwortete der Mann. Dann ging der Sohn für eine Woche auf Reisen. Als er wieder nach Hause kam, war der Mann mit seiner Arbeit fertig. Welch eine Überraschung für den Sohn! So was hatte er nicht erwartet. Denn statt einer Mauer hatte er eine wunderschöne Brücke gebaut.

Da kam auch schon der Vater aus seinem Haus, lief über die Brücke und nahm seinen Sohn in die Arme. „Was du da getan hast, ist einfach wunderbar! Eine Brücke bauen lassen, wo ich dich doch schwer beleidigt hatte! Ich bin stolz auf dich und bitte dich um Verzeihung.“ Während Vater und Sohn Versöhnung feierten, räumte der Mann sein Werkzeug auf und schickte sich an, weiter zu ziehen. „Nein, bleib doch bei uns, denn hier ist Arbeit für dich“, sagten sie ihm. Der Mann aber antwortete: „Gerne würde ich bei euch bleiben, aber ich habe noch anderswo viele Brücken zu bauen …“

Quelle unbekannt; gefunden auf https://www.powerpaare.net/2017/02/09/eine-geschichte-ueber-vergeben-und-versoehnen/

An dieser Geschichte erkennen wir, dass man aus den gleichen Steinen entweder eine Mauer oder eine Brücke bauen kann. Im übertragen Sinn heißt das, dass man in gleichen Situationen verschieden reagieren kann. Wenn wir ein Problem mit jemanden haben, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder gehen wir einen Schritt aufeinander zu, vergeben und vergessen einfach oder wir verschließen uns und steigern uns immer weiter in die Sache hinein.

Vergib uns, wie auch wir vergeben

Genauso wie in der Geschichte sollen wir uns mit unseren Brüdern und Schwestern wieder vertragen. Wir sollen vergeben, bevor wir zum Heiligen Abendmahl an den Altar treten.

Auch im Markusevangelium heißt es:

Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.

Markus 11,25 LU17

Dieser Text geht geht sogar einen Schritt weiter und setzt unserer eigenen Sündenvergebung voraus, dass sich wir bereit dazu sind anderen zu vergeben.

Es ist wie im Gleichnis vom Schalksknecht (https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.18.23-35). Auch hier soll verdeutlicht werden, das der Herr uns unsere Sündenschuld erlässt, auch wenn wir es nicht verdient haben. Im Gegenzug erwartet er aber, dass auch wir unserem Nächsten vergeben.

Heiligung vor dem Gottesdienst

Nicht nur die Vergebungsbereitschaft ist wichtig, denn es gibt noch weitere Voraussetzungen um Zugang zu Gott zu erlangen. Vor jedem Gottesdienst sollen wir uns heiligen. Wir sollen uns von allem irdischen absondern und uns nur für Gott öffnen. Das heißt auch, dass wir überlegen, ob noch etwas zwischen uns und dem Herrn steht. Das kann z.B. auch eine Kluft sein die zwischen uns und unserem Nächsten liegt. Denn etwas, das uns von unseren Mitmenschen trennt, trennt uns auch von Gott.

Traditionell heiligen wir uns, indem wir vor dem Gottesdienst ein stilles Gebet sprechen. Wir gehen in uns und nehmen die Verbindung zu Gott auf. Vielleicht haben wir sogar eine Frage mitgebracht, für die wir eine Antwort aus der Predigt erhalten möchten.

Den Frieden Jesu annehmen

Jeden Gottesdienst hören wir die Worte: „Der Friede des Auferstandenen sei mit euch allen!“ Diese Worte sind als Angebot zu verstehen und wir müssen es auch annehmen. Wir müssen den Frieden aktiv entgegennehmen, was unsere volle Aufmerksamkeit erfordert. Deswegen ist auch so wichtig, dass wir uns vor dem Gottesdienst heiligen.

Diese drei Voraussetzungen sind notwendig um Zugang zu Gott zu erlangen und alle diese Dinge können wir im Haus Gottes erhalten. Wir heiligen uns vor dem Gottesdienst und nehmen die Worte der Predigt in uns auf. Wir wollen unseren Nächsten gegenüber Vergebungsbereit sein und können so die Sündenvergebung erleben und anschließend erhalten wir das Angebot den Frieden Jesu entgegenzunehmen.

Wenn wir dieses Heilsangebot aus dem Gottesdienst annehmen, können wir Zugang zu Gott erlangen.

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